Dienstag, 30. April 2013

Vom Aufgeben der eitlen Lebensweise

Vom Aufgeben der eitlen Lebensweise

 

…Gott gehört allen, die es wollen; Er ist das Leben aller, die Rettung aller, Gläubiger und Ungläubiger, Gerechter und Ungerechter, Frommer und Gottloser, Leidenschaftsloser und Leidenschaftlicher, von Mönchen und Weltlichen, Gebildeten und Ungebildeten, Gesunden und Kranken, Jungen und Alten. So wie da Licht sich auf alle ausgießt, der Anblick der Sonne und der Wechsel der Jahreszeigen (für alle gilt) und anders ist es nicht! Denn „bei Gott gibt es keine Bevorzugung der Person“ (Röm. 2, 11)
Der Gottlose ist ein vernunftbegabtes, sterbliches Wesen, das freiwillig dem Leben und dem eigenen Schöpfer, dem ewig Seienden, ausweicht und Ihn für nicht seiend hält.
Der Gesetzesbrecher ist jemand, der das Gesetz Gottes nach eigenem Gutdünken auslegt und überzeugt ist, trotz seiner Gott entgegengesetzten Wahl zu glauben.
Der Christ ist eine Nachahmung Christi, soweit dies einem Menschen möglich ist, welcher in Wort und Tat und Gesinnung an die Heilige Dreiheit recht und untadelig glaubt.
Gottliebend ist, wer teilhat an allem, was natürlich und sündenfrei ist und das in seiner Macht stehende Gute nicht vernachlässigt.
Enthaltsam  ist, wer inmitten von Versuchungen, Fallen und Unruhen mit aller Kraft eifert, die Gewohnheiten der von der Unruhe Befreiten nachzuahmen...
…Alle, die die Dinge des Lebens freiwillig zurückließen, taten dies jedenfalls entweder wegen des zukünftigen Königreiches oder wegen der Vielzahl ihrer Sünden oder aus Liebe zu Gott. Ging ihnen dagegen keiner der genannten Beweggründe voraus, handelten sie wider die Vernunft. Unser guter Kampfrichter jedoch wartet das Ende des Wettkampfes ab…
…Wer seine Entsagung aus Angst begann, gleicht verbrennendem Räucherwerk. Es beginnt mit einem angenehmen Duft und endet im Rauch. Wer dagegen seine Entsagung mit der Hoffnung auf Lohn machte, gerät zu einem sich ewig auf der Stele drehenden Mühlstein. Wer aber angetrieben von der Liebe zu Gott aufbrach, erhält gleich zu Beginn die Flamme, die, wenn sie ins Holz geworfen wird, das Feuer nur noch heftiger entflammen lässt.
Manche bauen auf Steinen mit Ziegeln, andere errichten auf der Erde Säulen und es gibt andere, die ein wenig schreiten und, wenn sich ihre Sehnen und Gelenke etwas erwärmen, schneller marschieren. Wer Einsicht hat, wird dieses symbolische Wort verstehen...


…Wir wollen den Herrn lieben und ihn so ehren, wie wir unsere Freunde ehren! Oft sah ich, wie manche, die Gott betrübt hatten, sich keineswegs darüber sorgten. Als sie dagegen die von ihnen geliebten Personen einer Kleinigkeit wegen verbitterten, setzen sie alles daran, jede List, jede Überlegung, jedes Drängen und Bekennen, durch sich selbst wie durch Freunde und Geschenke, sie zu ihrer ersten Liebe umzustimmen…
…Einige von denen, die unbesorgt in der Welt vor sich hinleben, sprachen zu mir:“Wie können wir, die wir mit unseren Partnern zusammenleben und in gesellschaftliche Verpflichtungen eingebunden sind, der Lebensweise der Mönche nachgehen?“ Ich antworte ihnen:“Alles was ihr Gutes tun könnte, das tut! Beschimpft niemanden, bestehlt niemanden, belügt niemanden, werdet niemandem gegenüber hochmütig, hasst niemanden, versäumt nicht die Versammlungen der Kirche, habt Mitleid mit den Bedürftigen, gebt niemanden Anstoß, nähert euch nicht fremdem Eigentum und beschränkt euch auf die Beziehung mit euren Frauen! Haltet ihr dies alles ein, seid ihr nicht weit von Königreich der Himmel!“
… Vor allem müssen diejenigen, die Christus ehrlich dienen wollen, nach diesem suchen und handeln: die ihnen angemessenen Orte, Methoden, Lebensformen und Beschäftigungen mit Hilfe geistlicher Väter und eigener Erkenntnis auswählen. Denn nicht alle  eignen sich fürs Kloster wegen ihrer Schwäche für ausgewählte Speisen, noch alle für die ruhige Einsiedelei wegen ihres Jähzorns. Jeder überlege aber; wo seine Schwächen liegen!
Heiliger Johannes vom Sinai
(aus „Klimax oder die Himmelsleiter“, übersetzt von Mönch Georgios Makedos, St.Katharinen Kloster und Erzbistum des Sinai, Berg –Sinai– Stiftung, Athen 2000)

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