Persönliche Erfahrungsberichte


Meine Suche nach der Wahrheit


Die Suche nach der Wahrheit steckt sicher in jedem Menschen und kommt in verschiedenen Phasen unseres Lebens mehr oder weniger zum Ausdruck.
So sehnte auch ich mich, eine evangelische Münchnerin, mit
christlichen Prinzipien aufgewachsen, nach der göttlichen Fürsorge und einer Lösung aller meiner ungeklärten Fragen. Das begann, wie wohl bei vielen Kindern, im nächtlichen Gebet in Form eines Zwiegespräches mit Jesus und setzte sich fort als Jungendliche, als ich dann, der inneren Sehnsucht nach Wahrheit folgend, immer wieder, sehr oft auch allein, den Weg in die Kirche unseres Dorfes fand. Trotz meiner kirchlichen Vorfahren - unser Urgroßvater war Dekan von München gewesen - konnte mir die evangelische Kirche keine Antwort auf meine Fragen geben, mein inneres Suchen nicht erlösen.
Der nächste Schritt ereignete sich dann viele Jahre später, als ich schon mit meinem Mann, einem griechischen Biologen, den ich während meiner Studienzeit an der Uni Wien kennenlernte, verheiratet war.

Wir lebten inzwischen in Athen, allerdings ohne jegliche Verbindung zur orthodoxen Kirche. Er hatte mir ein Buch geschenkt, bei dessen Lektüre ich auf eine Erzählung einer russischen Studentin, die zum orthodoxen Glauben gefunden hatte und erstmals in ihrem Leben zur Beichte ging, stieß. Ihre Beschreibung der Beichte und allem, was mit dem geistigen Leben zu tun hat, hinterließ bei mir einen tiefen Eindruck. Ich lebte zwar schon einige Jahre in Athen, aber ich hatte mich bisher nie an die orthodoxe Kirche herangewagt und auch keine Ahnung von all der Freiheit, Schönheit und Kraft, die mit dieser Kirche verbunden ist. Zunächst fehlte mir jedoch am meisten das Sakrament der Beichte, von der ich nun zum ersten Mal in meinem Leben gelesen hatte. Später entdeckte ich dann, gemeinsam mit meinem Mann die tiefe Weisheit der alten Kirchenväter, in deren Texten wir die Christusbezogene Therapie unserer Seele ausfindig machten. Auf einmal begannen wir, unser „altes Leben“ zu bereuen. So vieles hatte uns von Gott entfernt und wir waren uns dessen kaum bewusst gewesen.
Reue ist schmerzhaft, aber innerhalb des Sakraments der Beichte bedeckt die heilende Kraft Christi, die durch das Verständnis eines diskreten Beichtvaters noch ergänzt wird, alle Wunden unserer Seele, wie ein heilender Balsam. So hatte ich das Gefühl, mich an einem dünnen Faden, der langsam zum Strang wurde, zu orientieren, bis ich mich vor einer Tür befand, hinter der mich eine andere Welt erwartete: die Taufe.
Das geistige Leben, womit ich unsere Gebete, den Kirchgang, die Teilnahme an der Eucharistie und die ständige innere Orienteirung nach Jesus meine, hatte mich schon länger beschäftigt, bis es endlich zur richtigen Taufe kam, d.h. dem dreimaligen Eintauchen ins Taufbecken…
 Nach der Taufe bekamen alle meine Bemühungen einen anderen Sinn und ein anderes Gewicht. Ich hatte das Gefühl, endlich angekommen zu sein, meine Suche war zu Ende und ich empfand die Taufe als das Öffnen einer Tür zu einem völlig neuen Leben. Dort erwarteten mich einerseits die vielen Anfechtungen und Versuchungen, die  plötzlich auf mich zukamen, andererseits fiel etwas Schweres von mir ab, eine Last, die mir jahrelang auf der Seele gelegen war. Jetzt konnte ich an der Eucharistie teilhaben, dem heiligen Sakrament, mit dem uns Gott seine Liebe schenkt, wir Jesus Christus selbst in uns aufnehmen und uns so Gott nähern können. Die heilige Eucharistie gibt uns die Kraft, aber vor allem die Liebe und dadurch die innere Freude, Seinen Willen zu tun und christlich zu leben.

Vater Antonios, mein erster geistiger Beichtvater, bedeutete mir viel und lehrte mich zunächst, die Beichte nicht mit einer Art Psychoanalyse zu verwechseln, sondern sie als einen Ort zu verstehen, wo ich mit Gott in Verbindung treten konnte, um Unterstützung im geistigen Kampf zu finden und auf Heilung meiner Seele hoffen zu dürfen.
Zentraler Punkt der Beichte ist, nach den alten Kirchenvätern, die „Automempsia“, der Selbsttadel, die Selbstanklage, d.h. die selbstkritische Ansicht unserer täglichen Sünden, Gedanken, Versuchungen und Schwierigkeiten. In dieser demütigen Atmosphäre gelingt eine Annäherung an Gott und damit ein Entfernung von den dämonischen Kräften, denn die Beichte ist ein Sakrament, etwas Heiliges, Undurchschaubares. Voller Erleichterung, Freude und tiefer Bewegung verlasse ich jedes Mal die Beichte, um mich im täglichen Leben weiter zu orientieren.
Natürlich ist eine Voraussetzung für unsere Annäherung an Gott, die Ratschläge unseres Beichtvaters ernst zu nehmen und zu befolgen. So wie wir eine vom Arzt verschriebene Medizin in der genauen Dosis einnehmen. Auf diese Weise lernen wir auch, unseren eigenen Willen, der von unseren Leidenschaften beeinflusst wird, zu überwinden, den Egoismus zu beschränken und zu gehorchen – ein erster Schritt zur Demut. Sagt doch der Heilige Antonios, der Große: „Ich habe alle Fallen des Feindes (d.h. des Teufels) auf der Erde ausgebreitet gesehen. Und ich seufzte und sagte: Wer kommt daran vorbei, ohne dass er gefangen wird? Und ich hörte eine Stimme zu mir sagen: die Demut.“
In dieser Zeit erfuhr ich immer mehr von den Lehren über das geistige Leben in der orthodoxen Kirche, wie es uns von den alten Kirchenvätern in den ersten Jahrhunderten des Christentums  überliefert wurde.
Der schmale Pfad, der uns zu Gott führt, erscheint nicht leicht, da er Fasten, Selbstaufgabe, Enthaltsamkeit, Askese und Beten enthält, aber er ist gleichzeitig so voller Wärme und sanfter Hilfe Gottes, der Gottesmutter und Seiner Heiligen, dass mir nie der Gedanke kam, umzudrehen und zu unserem alten Leben zurückzukehren. Im Gegenteil, es eröffnete sich mir von Tag zu Tag mehr Licht und eine geheimnisvolle Kraft.
Jeder Kampf, bei dem wir ein höheres Ziel anstreben, hat seine Rückschläge und so erging es mir nicht anders. Ich erlitt sogar recht schwere Rückschläge, die mich zwar nicht zum Umdrehen bewegen konnten, mich aber doch ziemlich aus dem Gleichgewicht brachten.
Vater Antonios erkrankte schwer und wir lebten – inzwischen schon eine kleine Familie geworden – weit entfernt von ihm,  sahen ihn aus diesem Grund nur selten und verwickelten uns wohl sicher auch aus alter Gewohnheit und aus Mangel an geistiger Erfahrung  in Schwierigkeiten.
 Vater Antonios entschlief und eine schwere Zeit in unserem Leben begann. Da wir wegen der Versetzung meines Mannes inzwischen weitab von den Zentren Griechenlands in einem Hirtendorf lebten, wo es besonders schwer war, einen geistigen Vater zu finden, sehnten wir uns nach einer funktionierenden Kirchengemeinde.


Es dauerte jedoch ein gutes Jahr bis wir, Gott sei Dank, Vater Johannes, bei dem wir heute noch nach 15 Jahren sind, in Agia Paraskevi, einem Vorort von Athen gefunden hatten. Die Heilige Paraskevi, nach der dieser Stadtteil benannt ist und deren Reliquien dort in der Kirche aufbewahrt sind, spielte in meinem Leben eine besondere Rolle und schon lange vor meiner Taufe hatte ich einmal ihre Wärme zu spüren bekommen, was sich dann immer wieder in den folgenden Jahren wiederholte…. 
Immer noch in Arkadien auf dem Peloponnes lebend, begann eine neue Ära:  Lange Beichtgespräche in großen Abständen und ein noch tieferes geistiges Leben. Ich lernte, nicht nur zu Hause und in der Kirche zu beten, sondern mich vor allem dem „Jesusgebet“ zu widmen. „Herr, Jesus, erbarme dich meiner“. Damit bitten wir ununterbrochen innerlich unseren Herrn Jesus Christus. Unser Ziel dabei ist, uns Gott im Herzen anzunähern und die Versuchungen, die von den Dämonen und unseren eigenen Gedanken stammen, abzuwehren.

Von Vater Johannes lernte ich außer dem „Jesusgebet“ auch die „Nypsi“, die innere Bereitschaft zum Gebet, bei der man allen Gedanken, guten und schlechten, aus dem Weg geht. Eine uralte Methode der Kirchenväter aus den ersten Jahrhunderten nach Christi, die heute noch im Orthodoxen Raum praktiziert wird, bevorzugt in den Klöstern des heiligen Bergs Athos. Leider wurde diese psychotherapeutische Methode im 12. Jahrhundert zuerst in der Römisch-katholischen Kirche und in der Folge auch in der Protestantischen Kirche abgeschafft. Das Ergebnis war eine einschneidende Begrenzung der kirchlichen Seelentherapie, die zum Auftreten der weltlichen Psychotherapie von Freud und anderen Schulen führte.
Mithilfe des Gebets verschwanden böse Gedanken und die dadurch verursachte innere Unruhe. Dank der Beichte war ich in der Lage, meine Schuldgefühle zu ordnen und bekam die Möglichkeit, mich mit meinen Fehlern auseinanderzusetzen und so weit wie möglich wieder gut zu machen. Die orthodoxen Priester sind durch ihre Priesterweihe die direkte Nachfolge der Apostel Christi (Joh.22.,23) und somit von Gott berechtigt, unsere Sünden zu vergeben. Dies ist einer der Schritte zur „Katharsis“, der „Seeleneinigung“, die eine der drei Stadien zur Heiligung unserer Seele, d.h. zur Erlangung des Paradieses, darstellt.
Die „Propaganda“ ist groß, vor allem im protestantischen Raum wird  der Glaube an die Existenz der Hölle und des Teufels belächelt. Dazu äußert sich der Universitätsprofessor der Theologie und begnadeter Priester aus Serbien, der Heilige Vater Justinus Popovitz : „ … auch wenn ihr die Existenz der Hölle abstreitet, so hört sie jedoch nicht auf zu existieren!“

So lehnte ich mich als berufstätige Mutter und Ehefrau in all den Jahren immer voller Vertrauen an die Weisheit und Wahrheit dieser „Una Sancta“, der einen Heiligen, katholischen, orthodoxen Kirche. Und schon bald kam der Tag, dass wir mit der Hilfe Gottes in die Nähe unseres geistigen Vater ziehen und uns dort niederlassen konnten. Die Begegnung mit unserer heutigen Kirchengemeinde und  die Kommunikation mit unseren geistigen Brüdern und Schwestern war für uns ein neues Erlebnis. Schrittweise lernte ich  vor allem dieses wahre Bild eines gelebten Christentums kennen, das mich tief berührte und mir in „meinem geistigen Kampf“ weiterhalf. Wir begegneten einigen Menschen, die „Wahrheit und Liebe“ ausstrahlten, ein Bild, das ich immer im Herzen bewahren werde.

Dankbarkeit ist das, was mir geblieben ist und diese Dankbarkeit Gott gegenüber ist auch der Antrieb für alles Weitere, was ich in Angriff nahm und nehmen werde.
Sowohl Vater Antonios, als auch Vater Johannes, beide streng mit sich selbst, aber ihren geistigen Kindern gegenüber milde und verständnisvoll, haben mir den ursprünglichen Glauben, den alten Kirchenvätern getreu, vermittelt. Der orthodoxe Glaube beinhaltet in seiner Lehre und Lebensweise Zurückhaltung und Askese, die aber nur im Zusammenhang mit der Liebe zu Jesus Christus und zu allen Menschen, unabhängig von der Nationalität und Religion, einen Sinn haben. Also keine Askese zum Selbstzweck! Sie ist ein Mittel zur Abtötung des alten Menschen und zur geistigen Widergeburt in Christi.
Was die Heiligen betrifft, lernte ich im Laufe der Jahre den großen Schatz der orthodoxen Kirche kennen und lieben. Inzwischen wende ich mich im Gebet oft an den einen oder anderen Heiligen und fühle mich ihm nahe.
Welch eine geistige Armut, ganz auf die Hilfe der Heiligen zu verzichten! In der evangelischen Kirche, aus der ich ja stamme, sollen die Gläubigen ohne unsere Vorbilder, die Heiligen auskommen. Wenn ich heute eine evangelische Kirche betrete, bin ich befremdet von der Kälte, der Steifheit und dem Eindruck nur eines einfachen Gebäudes, nicht eines Gotteshauses.
In den Kirchen der orthodoxen Christen hingegen empfangen dich ein warmes Licht, ein angenehmer Duft des dargebotenen Weihrauchs, die Psalmodien und die Heiligenmalereien, unsere Ikonen, die uns an die Heiligen erinnern und durch die wir - gleich einer Fotographie einer geliebten Person – einen innigeren Kontakt zu ihnen bekommen. Ebenso bewegen mich beim Eintreten in die Kirche das Anzünden der Kerze und das damit verbundene Stoßgebet.


Sowohl die Ikonen, als auch die byzantinische Musik ist von Künstlern erschaffen, die nicht willkürlich handelten, indem sie zügellose Fantasie benutzten, sondern die als Diakone der Kirche der orthodoxen Tradition, die sich aus der Erfahrung der Heiligen herauskristallisierte, folgten. Das spiegelt sich in ihren Werken wieder, die von einer natürlichen Einfachheit sind, die uns ans Herz geht. Vor allem die Psalmodien, in ihrer ursprünglichen Form, versetzen den Zuhörer in eine besinnliche Stimmung und können mit ihren wunderbaren Melodien den Gläubigen eine Vorstellung vom Himmelreich geben. In dieser Atmosphäre „lebt“ man die orthodoxe Liturgie, die ihren Höhepunkt in der Einnahme der heiligen Eucharistie, Gottes Geschenk an uns, erreicht.   
Die orthodoxen Klöster sind die Grundpfeiler der Kirche, sie tragen sie durch ihr tiefes geistiges Leben, das uns alle zum Vorbild dient. Aus ihnen treten die meisten der Gerontes (Atlväter) hervor, die durch die Gnade des Heiligen Geistes heilende und prophetische  Fähigkeiten besitzen. Zu ihnen strömen Christen aus aller Welt, um Rat und Hilfe zu finden.
Ziel des Gläubigen der orthodoxen Kirche ist nicht, wie in der evangelischen, ein braver Mensch mit guten Werken zu werden, sondern seine Seele zu „heiligen“. Dazu dienen uns die Heiligen der orthodoxen Kirche als Vorbilder, die den Herrschenden weder Untertan waren, noch den Menschen gefallen wollten, sondern einzig allein Gottgefällig lebten.

 Wie sehr uns die Heiligen in allen Situationen zur Seite stehen und helfen, kann jedem offenbart werden, wenn er nur einen Schritt auf sie zugeht. Es gibt es noch, das Wunder und im Rahmen meines geistigen Lebens in der orthodoxen Kirche bin ich ihm begegnet. Gott sei Dank



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Aus dem Buch: Dionysios Farasiotis, Die Gurus, der junge Mann und Gerontas Paisios

Über die lebenden Schätze unserer orthodoxen Tradition besteht eine große Unkenntnis. Hinzu kommt eine intolerante und arrogante Haltung,  die ihre Herkunft einer systematischen und boshaften Manipulation verdankt und die bezweckt, die orthodoxen Christen mit allem Bösen der Welt „geschmückt“ darzustellen. Als dumm, fanatisch, beschränkt, ungebildet, komplexbeladen, furchtsam, kleinmütig, und andererseits und in krassem Gegensatz dazu als Heuchler, Hinterlistige, Intriganten, Profiteure, Schlauberger, Volksverführer, Lügner, „Wunder“-Macher und schädliche Ausbeuter des einfachen Volkes. Ein solches Bild ist in eine Welt geraten, die ohne konkreten Kontakt zu der lebendigen orthodoxen Kirche steht, der die lebenden Schätze der Orthodoxie, ihre Altväter, ihre Asketen und ihre Mönche, unbekannt geblieben sind,  und die folglich nicht imstande ist, sich objektives Urteil zu bilden. Die meisten akzeptieren dieses ohne Ausnahme von allen Zeitungen und den Massenmedien verbreitete entstellte Bild, ohne irgendeine Persönlichkeit der Kirche zu kennen, ohne es  überprüfen zu können und bleiben daher  bei diesem falschen Eindruck.
So etwas habe auch ich mitgemacht. Als ich zum ersten Mal in Kontakt mit der orthodoxen Lebensweise kam, bei meinem ersten Besuch auf dem Heiligen Berg, erlebte ich eine… Überraschung. Das Bild in meinem Kopf, die Meinung, die sich hier festgesetzt hatte, und das Leben, das ich in den Klöstern sah und woran ich teilnahm, befanden sich in einem krassen Gegensatz, schwarz-weiß. Es kostete mich wirklich Zeit, bis in mir die Frage auftauchte: „Wieso denn und in welchem Umfang habe  ich eine Meinung über Dinge, die mir unbekannt sind und womit ich mich nicht beschäftigt habe?“
Ich kannte keine Leute der Kirche, wo doch niemand von meinen Bekannten einen Kontakt zur Kirche hatte. Ich habe die Lehren der orthodoxen Kirche weder studiert, noch wusste ich etwas darüber. Trotzdem habe ich sie hartnäckig und unbesehen kurzerhand verurteilt. Ich war sehr ungerecht und dumm. Ich war ein Opfer der Falschinformation geworden, der heimtückischen Propaganda, die schleichend über Jahre hinweg Stück für Stück dieses niederträchtige und verlogene Bild in meinem Kopf aufgebaut hatte. Eines lebendigen  Kontaktes von drei Tagen mit dem Leben auf dem Heiligen Berg hatte es bedurft, um den langjährigen Prozess in Gang zu setzen, der dieses Bild umwälzte, das Zeitungen, Radio und Fernsehen geschaffen hatten. Es hatte der außerordentlichen und freudvollen Erfahrung bedurft, die Altväter der orthodoxen Kirche kennenzulernen, um das Lügennetz,  das meinen Verstand umstrickte und mich die Wirklichkeit nicht sehen ließ, zerreißen zu können.
Man hatte mir Lügenbilder aufgezwungen, ohne dass ich mir dieses Zwanges bewusst geworden wäre. Diese verlogenen Bilder führten mich zu einer Haltung zum Leben, zu einer Lebensart, die nur zur Katastrophe führen konnten, voll  von Angst und Qual.
Ich behaupte ja nicht, dass alle Christen… Heilige sind. Sie wollen es aber werden!! Ich behaupte nicht, dass die Christen keine… Fehler oder Bosheit haben. Sie versuchen aber, das abzulegen!! Und eben das tun die „anderen“, die Feinde der Kirche, nicht. Ich behaupte auch nicht, dass es keine Skandale im Raum der Kirche gibt, und wo gibt es sie nicht? Gibt es sie nicht bei den politischen Parteien, in den Unternehmen? Gibt es sie nicht beim Fußball,  in den Vereinen? Überall wo Menschen sind, gibt es sie und wird es sie geben. Das aber, was ich behaupte, ist, dass die Zeitungen und das Fernsehen nur über das Unschöne der Kirche berichten, was oft genug von ihnen aufbauscht wird und ebenso oft  reine Erfindung ist. Warum diese unfaire Haltung? Warum beharren sie bewusst auf diesem fragmentarischen, also verfälschten Bild?
Es gibt Altväter, die von einem Ende der Welt zum anderen bekannt geworden sind, von Mund zu Mund, ohne dass jemals eine Zeitung sich mit ihnen beschäftigt hätte oder Radio oder Fernsehen sie erwähnt hätten. Es gibt Altväter, um derentwillen Menschen aus Amerika, aus Australien, aus Deutschland, aus allen Teilen der Welt kommen, um sie zu sehen, um mit ihnen zu sprechen, um von ihnen Hilfe zu bekommen. Es gibt Tausende Menschen, die von den Wundern und Wohltaten, die sie persönlich von ihnen empfangen haben, erzählen, und sie berichten die Umstände freimütig in allen Einzelheiten und legen dankbar ihr persönliches Zeugnis ab.
Was ich aber behaupte, ist, dass es solche Altväter, solche Heilige, nirgendwo sonst gibt. Was ich behaupte, ist, dass das Schweigen, dem sich die Mächtigen dieser Welt beim Thema Orthodoxie und ihre Heiligen verschworen haben,  wie Rauch auflöst durch die Macht Gottes. Immer ist es so geschehen. Immer ist die Kirche bekämpft worden, sei es offen, sei es heimtückisch. Immer hat die Kirche am Ende triumphiert. So geschieht es seit 2000 Jahren. So wird es auch in Zukunft geschehen.
Denn so hat der süßeste Gottmensch, Jesus Christus, der einzig wahre Gott,  ihren triumphalen Weg durch die  Jahrhunderte  vorgezeichnet. „…auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen.“ (Matth. 16, 18).
Es gibt Menschen mit Fehlern in der Gesellschaft, es gibt sie auch in der Kirche. Gute Menschen gibt es in der Kirche,  es gibt sie auch in den politischen Parteien, in den religiösen Organisationen, in den Pseudo-Religionen und Pseudo-Philosophien. Auf der ganzen Welt gibt es gute Menschen, und zum Glück ist es so, denn sie werden Trost und Hilfe für ihre Umwelt.
Aber Heilige gibt es nirgendwo sonst als nur in der Orthodoxie.
Ein solcher Altvater war auch Vater Porphyrios. Ich lernte ihn kennen, als er in der Welt schon sehr bekannt war und sein Name voll Hochachtung von Mund zu Mund ging. Er lebte in seinen letzten Lebensjahren in der Nähe von Malakasa, ungefähr eine Stunde entfernt von Athen. Er baute an dem Ort, wo er lebte, ein Kloster. Jeden Tag kamen Menschen, die ihn sehen wollten, mit dem eigenen Wagen, mit Bussen oder mit  öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Überlandbus machte sogar einen Extra-Halt  „Gerontas“ für die vielen, die  dort täglich aussteigen wollten.
Ich habe viele Menschen kennengelernt und aus ihrem Mund von den  wundertätigen Stärkungen gehört, die sie mit dem Segen des Altvaters erfuhren. Einer, der einen Tumor im Kopf hatte, kam zwei Tage vor  seiner Operation in England zum Gerontas, um seinen Segen zu erhalten. Der Gerontas bekreuzigte ihn und sagte ihm, er solle ein Bittgebet an die Allheilige Maria richten, damit sie den Tumor von ihm nehme. Zwei Tage später staunten die englischen Ärzte und mein Bekannter nicht wenig, als sie, trotz wiederholter Untersuchungen, den Tumor nicht mehr lokalisieren konnten; er war völlig verschwunden!!
Er reiste zurück, ohne die Operation gemacht zu haben, und lebt ganz  normal. Das gab den Anstoß dafür, dass er sich ganz von der hinduistischen Philosophie-Magie löste und ein echter und bewusster Christ wurde.
Ein anderer hatte Brustkrebs, der verschwand, als der Altvater betete und ihn über seiner Brust bekreuzigte. Dieser Mann kündigte seine Arbeit und widmete sein übriges Leben dem Dienste Christi, zumal  er unverheiratet und ohne Verpflichtungen  war.
Eine nahe Freundin brach sich die Halswirbel bei einem Autounfall. Die Röntgenaufnahmen zeigten die zertrümmerten Knochen  und die Ärzte sagten ihr, dass das niemals wieder gut werde. Nach mehreren Monaten, als die Lauferei zu den Krankenhäusern abgenommen hatte, wollte sie den Gerontas aufsuchen, um seinen Segen zu empfangen. Der Gerontas bekreuzigte sie und sagte ihr, sie könne den Halskragen, der ihren Kopf stützte, abnehmen!!! Daraufhin ließ das Mädchen neue Röntgenaufnahmen machen, die zeigten, dass alles in Ordnung war; dies zur größten Verblüffung der Ärzte, die, wie zum Besten gehalten, mal die alten und mal die neuen Aufnahmen betrachteten. Von da an legte sie den Halskragen ab. Es sind nun fünf Jahre vergangen, das Mädchen ist völlig in Ordnung und preist Gott und seine Heiligen.
Einem anderen meiner Freunde gab er genaue  Anweisungen, um in seinem Geburtsdorf, wohin er fahren sollte, an einer Stelle außerhalb des Dorfes etwas Bestimmtes zu suchen. Der Gerontas hatte niemals in seinem Leben seinen Fuß in diese Gegend gesetzt, aber er sprach, als ob er alles haargenau vor sich sähe! Er beschrieb meinem Freund die Felsen, die Bäume, bis er verstanden hatte, wo genau sich das alte Klösterchen befand, das, schon von Erde bedeckt, von allen im Dorf vergessen war.
Wirklich ging mein Freund hin, und alles war so, wie es der Gerontas beschrieben hatte.
Gerontas Porphyrios hatte viele Gnaden von Gott, und sicherlich haben jetzt nach seinem Tod viele, denen er geholfen hat, die empfangenen Wohltaten aufgezeichnet oder werden sie aufzeichnen, zum Ruhme Gottes und Seiner Heiligen.
Voll Hochachtung für das Gedächtnis des Gerontas lege auch ich hier mein persönliches Zeugnis nieder, denn ich bin gepeinigt und empört, wenn die Orthodoxie verleumdet und entstellt wird, und mit ihr die Heiligen und durch sie letztlich die Wahrheit und Gott. Ich fühle die Notwendigkeit, das den wohlmeinenden Menschen zu sagen und um der Wahrheit willen, die manche begraben wollen, weil sie ihnen nicht … passt, da sie ja ihr Leben und ihre Taten in Frage stellt.
Ich war soeben aus Indien zurückgekehrt. Ich war zum Heiligen Berg gefahren, wo ich für etliche Monate als Gast in der Hütte eines Hesychasten wohnte. Dort erfuhr ich, dass Vater Porphyrios, über den ich schon so vieles gehört hatte, auf den Heiligen Berg gekommen war, um eine Weile  in der Skite Kavsokalyvia  zu bleiben. Diese Skite ist eine der besonders abgelegenen auf dem Heiligen Berg. Sie liegt an einem steilen Hang des Athos, mit großen schroffen Felsbrocken und vereinzelt da und dort aus dem Granit herauswachsenden Bäumen. Die Bäume sind hoch und eindrucksvoll. An die dreißig Häuschen, in lockerem Abstand zueinander, umgeben von kleinen Gärten, sind oft alle zusammen vom Steinschlag bedroht. Beständig hört man einige Steine, wie sie hinab rollen. Manchmal richten sie auch ernste Schäden an den Bauwerken an. Ein abschüssiger, schroffer Fußweg endet an der Steilküste, wo das Schiff  schwer anlegt, und auch nur dann, wenn das Meer vollkommen ruhig ist.
Das Leben dort ist hart. Die Menschen leben bescheiden. Man muss auf vieles verzichten. Die notwendigen Transporte werden auf dem Rücken gemacht oder, bei vielen Dingen, mit einem Maulesel. Den Fußweg hinaufzusteigen, ist sehr schwer; folglich sind auch die Mönche dort abgehärtet und genügsam.
Zwei Tage brauchte ich für die Bergtour, bis ich ankam, und zwar mit Blasen an den Füßen. Mein Wunsch, Gerontas Porphyrios zu sehen, war so stark, dass ich im selben Moment, als ich von seiner Anwesenheit hörte, schon entschlossen war, hinzugehen, um ihn zu sehen. Ich begriff, dass er eine Art Gerontas für mich sein würde, und ich wollte die Heiligkeit auch bei einem anderen Menschen sehen, wollte sehen, wie sie wäre: Auf welche Weise  eine andere Person, ein anderer Charakter, denselben Gott in sich trug.
Zu jener Zeit war ich verwöhnt. Weil ich mich in Not befand (ich wurde von den Gurus geistig noch belästigt und mir passierten verschiedene dämonische Zeichen), schenkten mir die Altväter recht häufig verschiedene geistliche Gnaden, um mich zu heilen,  zu unterstützen und mir den Unterschied zwischen den beiden geistigen Zuständen verstehbar und erlebbar zu machen. Ich sollte einsehen, was die Gnade Gottes ist, was die authentische geistliche Wirklichkeit bedeutet, um sie von der dämonischen Energie zu unterscheiden. Damit ich nicht mehr von der trügerischen dämonischen Kraft getäuscht würde, die ich bis dahin als Ausdruck der Kraft höherer Menschen (der Gurus) wahrgenommen hatte  oder gar als göttliche Kraft.
Ich dürstete nach diesen geistlichen Gaben und suchte sie allenthalben. Unbewusst hegte ich die Hoffnung, dass auch Vater Porphyrios  mir etwas schenken würde.
Ich machte mich also auf die Reise. Unterwegs hörte ich immer wieder von verschiedenen Leuten, Mönchen und Laien, dass Vater Porphyrios krank sei und niemanden empfange. Etliche waren hingegangen, um ihn zu sehen und waren nicht empfangen worden. Ich setzte meine Reise fort, betend so viel ich konnte, und irgendwann kam ich an der Zelle an, wo sich der Gerontas befand. Ich rief und es kam ein schwarzhaariger Mönch um die dreißig heraus.
„Das Väterchen kann dich nicht empfangen“, sagte er, „er ist zu krank.“
Fast im selben Moment kam noch ein anderer älterer Mönch heraus und sagte mir betrübt dasselbe.
„Nur um seinen Segen zu empfangen“, sagte ich.
Während die Mönche höflich, aber unerbittlich mir jede Hoffnung nahmen, hörte man von innen Vater Porphyrios rufen, man solle ihm helfen, herauszukommen. Wahrhaftig, nach kurzem erschienen sie, trugen ein Väterchen, das nicht auf seinen eigenen Füssen zu stehen vermochte, und es war ihm anzusehen, dass jede Bewegung, die er machte, ihn heftig schmerzte.
Kaum dass ich das Väterchen sah, bebte meine Seele und mich überschwemmte eine Freude, die überaus groß und friedvoll war. Ich beachtete den Stuhl nicht, den man mir anbot, ich ging hin und setzte mich auf die Erde neben seine Füße. Ich spürte große Freude, bei ihm zu sein, und gleichzeitig fühlte ich mich dessen höchst unwürdig, und so war ich froh, wie ein Hündchen zu seinen Füßen zu sitzen.
Die Mönche mochten mich nicht so erniedrigt sehen und bestanden darauf, mir Achtung zu erweisen und wollten mich auf einen gleichen Stuhl dem Gerontas gegenüber setzen. Ich hätte mich aber sehr unwohl gefühlt, wenn ich die Dreistigkeit besessen hätte, vor dem Gerontas zu sitzen, doch sie ließen nicht locker. Der Gerontas, der mich vollkommen verstand, rettete mich aus der schwierigen Situation.
„Lasst ihn hier, wo es ihm gut geht“, sagte er, und sie hörten mit den gesellschaftlichen Förmlichkeiten  auf.
Ich war so froh, so friedlich, so sicher, als befände ich mich in den Armen Gottes, und ich war es ja tatsächlich durch die Gebete und die Gnade des Väterchens.
Ich spürte, dass der Gerontas mich sehr liebte und mich umarmte, nicht körperlich, sondern geistig. Ich spürte eine riesige geistige Kraft, die in diesem hinfälligen Körper war. Ich spürte ein unerschöpfliches und unendliches Leben, das aus diesem todesnahen Körper flutete und zu mir kam und meine todesnahe Seele wiederbelebte.
Er atmete aus wirklichem Leben und ich war fast tot aus geistlichem Hunger. Er tränkte und nährte mich geistig, und ich empfing mit Dankbarkeit und Freude. Was zwischen uns geschah, verstanden wir beide sehr gut und jedes Wort war überflüssig.
Ein Paradox fand statt: Der dem Tode nahe Greis schenkt dem fünfundzwanzigjährigen jungen Mann Leben, biologisch und geistig. Das Lebensende des Gerontas glich einer Befreiung vom strapazierten Körper und dem Beginn eines wirklichen, wahren, großen und ewigen Lebens, wohingegen ich, der ich doch über beträchtliche biologische Kräfte verfügte, verzweifelt nah dem geistigen Tod war und von seiner Quelle bewässert  wurde und  wieder erstarkte.
Ich erinnere mich, dass wir ein wenig über Indien sprachen. Er sagte mir, dass ich achtgeben muss, damit mich der Teufel nicht noch einmal zum Besten hält. Es war sehr gefährlich, was ich durchlebt hatte. Es waren keine Worte nötig. Ich verstand ihn durch das, was ich in seiner Gegenwart erlebte. Nur wenige Sätze wechselten wir, aber von welcher Tiefe! Ich erinnere mich an ihn, mit der Wollmütze auf dem großen Kopf, mit dem Gesichtsausdruck, der körperlichen Schmerz verriet, mit seinem schwachen, verfallenden Körper, ich erinnere mich, wie er wirkte, mit Ruhe, Herrlichkeit und Schlichtheit regierte.
Seine Gegenwart offenbarte die wirkliche Tiefe dieser Welt und ihre geistigen Ausmaße, zeigte die Vorläufigkeit und Vergänglichkeit der Materie. Er war ein geistiger König.
Es gab hier keine ideologischen Diskussionen oder rationale Analysen, wir versuchten hier nicht, etwas zu entdecken oder zu enträtseln oder zu  folgern. Hier erlebte ich die tatsächliche Anwesenheit der geistigen Welt, hier erlebte ich die geistige Dimension und nahm an ihr teil. Ich sprach nicht von der Gnade des Heiligen Geistes und hörte nicht von der Gnade Christi. Ich lebte sie und war froh.
„Ich werde für dich beten, und komm mich wieder besuchen“, sagte der Gerontas zu mir. Ich empfing seinen Segen froh und traurig zugleich, grüßte und ging.
Ich begann den Pfad bergan zu steigen und meine Freude vermehrte sich. Nicht nur meine Seele, sondern auch mein Körper war wiederbelebt und ich hatte eine solche Kraft bekommen, dass ich den sehr steilen und schwierigen  Pfad fast laufend hinaufging. Ich fühlte ihn nicht neben mir. Er war in mir, oder eher war ich in ihm. Alle Tage danach war meine „Gesellschaft“ der Gerontas und seine „Anwesenheit“ versüßte, verschönte, vertiefte und befriedete mir jeden Moment.
Als ich ihn nach mehreren Tagen wiedersah, fragte er mich: „Ich war in all diesen Tagen bei dir, hast du das verstanden?“
Ganz erstaunt antwortete ich: „Wie sollte ich das nicht verstanden haben, Geronta!“ und meinte damit, dass es einfach ganz unmöglich war, das nicht zu verstehen! So ein intensives Erlebnis! Es wäre einfacher, die Sonne nicht wahrzunehmen als das!!!… Und alles geschah auf eine solch natürliche Weise und lag so weit über der natürlichen Ebene…
Den Gerontas sah ich nach einem Jahr wieder, während ich meinen Militärdienst in Athen absolvierte. Ich fuhr nach Malakasa und besuchte ihn häufig.  Oft spürte ich seine Gnade, noch bevor ich an seinem Kloster ankam. Sein Segen schützte mich und machte mich mild. Damals empfand ich diesen unsäglichen Frieden, wenn er mich bekreuzigte. Auf wunderbare und paradoxe Weise lösten sich alle meine Bedürfnisse, sogar die materiellen, auf ganz einfache Art.
Zum Beispiel gab es eine Verkehrsverbindung zum Kloster hin, aber keine zurück. Jedes Mal war es ein Problem, und ich riskierte,  in der Garnison mit Ausgangssperre bestraft zu werden. Aber immer fand sich ein Auto, das mich nach Athen mitnahm, und oft brachte man mich sogar bis zur Kaserne. Ich vertraute mein Ich dem Segen des Gerontas an, und dieser sorgte für mich. Er war krank und lag fast unbeweglich auf seinem Bett.
Und ich spreche von einer sehr wenig befahrenen Landstraße, insbesondere am Abend zur Stunde, wo ich zurückmusste. Es geschah so vieles mit dem Gerontas, was man nicht leicht beschreiben kann.
Dies und vieles andere, was fast täglich passierte und ich mittlerweile vergessen habe, erzählte ich meinem Beichtvater auf dem Heiligen Berg. Er hörte mir kommentarlos zu. Einmal sagte er zu mir:
„Wo du doch Vater Porphyrios so sehr liebst, warum bittest du ihn eigentlich nicht, dein Bein wieder gesund zu machen?“
Ich hatte ein Problem mit dem rechten Knie. Früher war ich regelmäßig zum Karatetraining gegangen. Ein Tritt aber, den ich einstecken musste, hatte zu einer andauernden Behinderung geführt. Das Gelenk hatte sich gelockert, das Knie war dick geworden und es sammelte sich Flüssigkeit, während ich unterhalb dieser Stelle das Gefühl hatte, als ob ein Steinchen eingedrungen wäre, das mich zwickte und die Beweglichkeit des Knies beeinträchtigte. Mit den Übungen und den Märschen beim Militär hatte sich die Sache verschlimmert. Ich ging zum  Militärkrankenhaus, um untersucht zu werden und bereitete mich auf eine Operation vor. Da ich jetzt nun mal in Athen war, wo es ein gutes Krankenhaus gab, und ich einen Monat Krankenurlaub bekommen würde, war ich entschlossen, die Operation machen zu lassen. Auch die Ärzte waren dafür. Einmal, als ich beim Väterchen war, erinnerte ich mich an die Worte meines Beichtvaters.
„Geronta, mein Beichtvater hat mir gesagt, Sie könnten mein Knie wieder gut machen.“
„E … gut … wenn es der Beichtvater sagt.“
Er hob, während er auf seinem Bett lag, seine kraftlose Hand, machte das Segenszeichen und bekreuzigte mein Knie. Ich empfand eine süße, heitere Kraft, die mein Knie bis ins Knochenmark streichelte und umflutete.  Zweifel und eine unverschämte Neugier bedrängten meinen Verstand. „Gut, und was passiert mit den Zellen der Flüssigkeit …. werden sie verschwinden? Wie wird die Energie Gottes wirken?“ Dieses „wissenschaftliche“ Interesse ließ mich andauernd mein Knie beobachten… Ich ging und mein Verstand war beim Knie.  Dort…  Ich diskutierte und mein Verstand war beim Knie. Ich wollte den Moment „einfangen“, wollte es „erleben“, wenn Gott eingriff. So vergingen drei Tage und mein Knie wurde nicht gut… Ich fing an mir Gedanken zu machen… Ob da wohl was draus wird? … Ich fing an zu zweifeln … Immerzu beobachtete ich das Knie. Nichts … Es tat mir weh … Das störende „Steinchen“ war da. Irgendwann empörte ich mich gegen mich selbst und gegen meine Zweifel und brachte mich auf Vordermann. „Gib‘ s doch auf, du Versager, jetzt willst du auch noch Wunder haben. Ausgerechnet du bist für solche Sachen!“ und ich vergaß es. Ich hörte einfach auf, mich mit meinem Bein zu beschäftigen.
Ich erinnere mich an den Morgen, als ich im Schlafsaal der Kaserne wach wurde. Ich streckte mich auf dem Bett aus. „He, du“, sagte ich zu mir, „dein Bein hat dich seit langem nicht mehr gestört.“ Ich bewegte das Bein und empfand nichts Unangenehmes. Ich stand auf und begann auf der Stelle zu springen. „Normalerweise“ hätte sich mein Bein nach zwei, drei Sprüngen gemeldet. Nichts, keine Störung. Ich ging hinaus auf den Kasernenhof und machte einen Hundertmeterlauf… Nichts, keine Störung…  Freude überflutete mich und Tränen der Dankbarkeit traten mir in die Augen… Also hat Gott mich geheilt, als ich aufhörte zu glauben, dass ich geheilt würde… damit ich verstand, dass es ein „Geschenk Gottes“ war und nicht das Erzeugnis meines eigenen Glaubens, wie es die Yogis sagten! ... Ich begann mein Bein in den folgenden Tagen zu beobachten. Keinerlei Störung. Es vergingen viele Tage. Keine Störung. Ich war geheilt!!! Ohne Operation, ohne Aufsehen… im Verborgenen. Unmerklich… wie die Gnade Gottes wirkt.
Ich hatte nichts Seltsames wahrgenommen, keine Veränderung… doch es war eine Tatsache. Ich war wieder in Ordnung.
Jahre sind seither vergangen und mein Bein hat mich nie wieder gestört. Die geplante Operation hat nie stattgefunden. Ich werde bis an mein Lebensende an meinem Körper das lebende Zeugnis tragen, dass Vater Porphyrios ein begnadeter Gerontas war, ich werde mein Knie streicheln in Momenten der Kleingläubigkeit und mich an die Allmacht und das süßeste Erbarmen Gottes und Seiner Heiligen erinnern.
So wird mir diese körperliche Wohltat zur geistlichen Unterstützung werden und ein ehrwürdiges Andenken von einem zeitgenössischen Heiligen unserer orthodoxen Kirche sein. Ich glaube, dass Vater Porphyrios  sich auch meiner erinnern wird, wenn er beim Herrn für seine geistlichen Kinder bittet. Er war nie mein Beichtvater oder mein Gerontas, wenn er mich auch eine Zeitlang unterstützt hat, wenn er mir auch einmal vorgeschlagen hat, bei ihm zu bleiben. (Ich hatte aber meinen Gerontas auf dem Heiligen Berg und wollte zu ihm gehen).  Aber ich liebte ihn und empfinde  ihn als eine mir sehr teure Person.
Er ist auch mein Vater, der mich nicht „verwirft“, wenn ich ihn um seine Hilfe bitte, auch wenn ich kein „Anrecht“ darauf habe wie seine anderen geistlichen Kinder.

Übersetzung: Marion Alipranti-Conrad, Universität Athen
Heiliges Kloster Pantokratoros
Aus www.impantokratoras.gr

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