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Feuerbestattung
Obwohl laut einer Studie nur 4% der Deutschen sich eindeutig dazu bekennen, sich auf jeden Fall feuerbestatten zu lassen, steigt die Zahl der Krematorien und die Prozentzahl der Feuerbestattungen wuchs in den letzten Jahren in Deutschland auf 26,7 %. Dieser Trend ist vorwiegend in den westlichen, aber seit kurzem leider auch in den christlich-orthodoxen Ländern zu beobachten.
Wie kommt es aber, dass sich immer mehr Menschen davon überzeugen lassen, und das anscheinend erst kurz von ihrem Tod, einer Feuerbestattung zuzustimmen? Die Propaganda in den verschiedenen Medien ist eindringlich und das vordergründige Hauptargument scheint die Kostenfrage zu sein. So wird der Leser davon informiert, dass die „anonyme“ Feuerbestattung – was das genau heißt, sehen wir gleich - die kostengünstigste Art der Bestattung ist, nämlich nur etwa ein Fünftel einer Erdbestattung.
Auf verschiedenen online-Seiten wird an das „Pflichtbewusstsein“ älterer oder kranker Menschen appelliert, indem ihnen eingeredet wird, sie könnten ihren Angehörigen noch eine letzte Freude machen, nämlich eine preiswerte Bestattung, die Feuerbestattung.
Dabei wird erwähnt, dass vor allem die anonyme Feuerbestattung in großen Krematorien, in denen mehrere Verstorbene gleichzeitig verbrannt werden und bei der den Angehörigen gar nichts mehr übrig bleibt, da die gemeinsame Asche nicht mehr zu rekonstruieren ist, die Kosten besonders senkt. Die anonyme Feuerbestattung erlaubt keine Grabsteine oder begrenzte Einzelgräber, sondern nur ein Massengrab, in der die Urne beigesetzt wird. Das Urnenfeld befindet sich auf einer Rasenfläche, die die Friedhofsleitung pflegt, sodass den Hinterbliebenen dann auch keine Ausgaben mehr für die Grabpflege oder den Grabstein entstehen. Ein Mensch verschwindet also einfach vom Erdboden ohne eine persönliche Gedenkstätte und wird langsam vergessen…
In Bezug auf diese gesellschaftliche Entwicklung stellen sich schwerwiegende Fragen, die ich zur Debatte stellen möchte: Erstens darf man nicht vergessen, dass im Falle einer Feuerbestattung ja alle Überreste der Verstorbenen verbrennen, die für spätere Untersuchungen beweisführend sein könnten. Wäre es nicht plötzlich sehr einfach, ein Verbrechen zu vertuschen? Werden nicht häufig Exhumationen, auch noch nach Monaten, angeordnet und bringen traurige Wahrheiten ans Licht? Oder wird es in Zukunft auf einmal unwichtig sein, warum jemand gestorben ist?
Vielleicht handelt es sich dann wieder um ganze Volksgruppen oder Abstammungen?
 


Zweitens geht es hier, was die anonyme Feuerbestattung betrifft, wohl weniger um die „Kostenfrage“ als darum, den Tod aus unserem Leben zu verdrängen. Wenn es keine Grabstätten mehr gibt, sondern nur noch riesige Krematorien und Urnenfelder, wird dann nicht die Erinnerung an den Tod und damit das Leben nach dem Tod und jegliche religiöse Empfindung verblassen?
 
Und drittens wird den Gläubigen auf diese Weise die Möglichkeit genommen, einen Heiligen zu erkennen, denn eines der wichtigen Merkmale der von Gott begnadeten Heiligen der orthodoxen Kirche ist, dass ihre Gebeine nicht verwesen und sich bei und nach der Exhumationen ein angenehmer Geruch verbreitet. Die Reliquien werden daher in einem Reliquienschrein aufbewahrt, wo man sie besuchen und anbeten kann. Es gibt unzählige Berichte von Wundern und Heilungen, die die Reliquien unserer Heiligen vollbracht haben. Wie kann man diese Geschenke Gottes verbrennen?! 
In unserer orthodoxen Kirche gibt es ein „Gebot“, eine Hilfe zur ständigen geistigen Wachsamkeit, die „Erinnerung an den Tod“ genannt wird (mnimi thanatou). Diese Erinnerung lässt uns den eigentlichen Sinn des Lebens nicht vergessen, unsere Annäherung an Gott mit dem Ziel der Vereinigung mit Gott (Heiligung), was bedeutet, dass unser Leben gottgefällig wird und wir nie unseren Weg vergessen und verlassen.
Die anonyme Feuerbestattung ist genau das Gegenteil davon: der Verstorbene verschwindet gänzlich und keiner behält eine bleibende Erinnerung an ihn und damit auch nicht an das, was uns vom Verstorbenen trennt: den Tod und seine Überwindung, die Erlangung des Paradieses.  
Dieser Versuch, den Tod und das Leben nach dem Tod zu verdrängen, scheint langfristig ein bestimmtes Ziel anzustreben, das den Menschen zu einer Zahl, einer Nummer macht, dessen Aufgabe die Herstellung und Konsumierung von Produkten ist. Sein Leben und Ableben ist unwichtig geworden.
Wenn ein Volk nach der Art und Weise beurteilt wird, wie es seine Toten bestattet (Perikles, etwa 430 vor Christus), zeigt sich im Falle der Feuerbestattung ein Gedankengut der „Konsum- und Wegwerfgesellschaft“. Was in der christlichen Tradition immer ein Liebesdienst an unseren Angehörigen war, scheint nun eine lästige Pflicht zu werden, der sich die anonyme Feuerbestattung als billige Lösung anbietet.  
Als weiteres Argument wird das der Umweltverschmutzung genannt, da das Erdreich angeblich durch die Verwesung verschmutzt werden würde. Dabei ist eher das Gegenteil der Fall, nämlich, dass der Rauch der Krematorien die Luft erheblich verschmutzen, während der Leib in der Erde auf natürliche Weise verwest.

So bleibt die Frage, wie leicht sich ein jeder von der Idee dieser anscheinend bequemen Bestattung  überzeugen lässt und die christliche Beerdigung seiner Verwandten oder von ihm selbst für eine Nebensache hält. Man benötigt keinen „goldenen Sarg“, um sich in der Erde bestatten zu lassen und so ergibt sich ebenso wie bei den Kosten einer kirchlichen Hochzeit oder Taufe auch hier die Möglichkeit, sie durch Bescheidenheit geringzuhalten und durch Sparen aufzubringen.
 
Dass es vielmehr an der Motivation, sich christlich begraben zu lassen als am Geld liegt, zeigt schon allein die Tatsache, dass die Krematorien und Feuerbestattungen in den „reichen Ländern“ üblicher geworden sind, während die christlich orthodoxen Balkan Länder, die mehr unter der Wirtschaftskrise leiden, ihre Toten immer noch – mit wenigen, neuen Ausnahmen – in der Erde bestatten.
Sowie in der christlichen Familie die Verantwortung im täglichen Leben füreinander übernommen wird, sollte auch die Beerdigung ein zentraler Punkt in unserem Leben bleiben, der im Einklang mit unserem Glauben an Jesus Christus und der Rettung unserer Seele steht.
 
 


Das sind die 10 gefährlichsten Länder für Christen – 5479 starben in 17 Monaten den Märtyrertod für ihren Glauben

Die internationale christliche gemeinnützige Organisation „offene Türen“ veröffentlichte einen Katalog mit den 10 Ländern, deren Gewaltniveau gegen die Christen am höchsten ist.

Die Klassifikation wurde anhand der Angaben in einem Zeitraum vom 1.November 2012 bis zum 31. März 2014 erstellt.

Nigeria befindet sich an der Spitze der Liste. Der Katalog schließt ebenfalls Syrien, Ägypten, die Zentralafrikanische Demokraie, Mexiko, Pakistan, Kolumbien, Indien, Kenia und den Irak mit ein.



In 7 von den 10 Ländern ist der Hauptgrund für die antichristliche Gewalt der Islamische Extremismus.

In allen Ländern, die genannt werden, wurden 3641 Kirchen zerstört sowie andere Gebäude, die Christen gehören.  Außerdem sind 13.120 Gewalttaten anderer Form, einschließlich Prügel, Entführung, Vergewaltigung und andere Taten wie Zwangsehen eingetragen.

Die Organisation “offene Türen“ veröffentliche außerdem die ersten 10 Länder mit der Höchstzahl an Morden, die an Christen aus Glaubensgründen in dem Zeitraum der 17 Monate verübt worden sind. 

An erster Stelle Nigeria (2073 Märtyrer), gefolgt von Syrien (1479), Zentralafrikanische Demokratie (1115), Pakistan (228), Ägypten (147), Kenia (85), dem Irak (84), den Myanmar (33), dem Sudan (33) und Venezuela (26).

Von der Gesamtzahl aller Todesfälle von Christen, aus Glaubensgründen verübt, 5479 an der Zahl, sind 85% in Nigeria, in Syrien und in der Zentralafrikanischen Demokratie geschehen.

Wahrscheinlich handelt es sich um noch höhere Zahlen als die offiziellen Angaben zeigen.

Die Leser werden sich darüber wundern, dass auf der Liste nicht Nord-Korea aufgeführt ist, aber Herr Jan Vemeer erklärte im Auftrag der „offenen Türen“, dass die Organisation nicht in der Lage war, eine genaue Angaben zu erhalten.


Aus dem Griechischen übersetzt aus „desk agioritikovima“


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 Der Genozid (Völkermord) an den pontischen Griechen




Die pontischen Griechen oder Pontier sind die Nachfahren jener Griechen, die im Altertum die südlichen Küsten des Schwarzen Meeres besiedelten, die Landschaft Pontus. Die christlichen Pontier lebten dort bis zum Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Türkei, der 1923 durch den Vertrag von Lausanne geregelt wurde. Diejenigen der pontischen Griechen, die moslemisch wurden, leben bis heute immer noch dort und sprechen heute neben dem Pontisch, einem griechischen Dialekt, auch Türkisch.
Bereits die Apostel Andreas und Simon Petros brachten das Christentum schon sehr früh in die Region des Pontus. Dabei war der Status des Griechischen als allgemeine Verkehrssprache der Region bei der Christianisierung vor allem auch der hellenisierten indigenen Gemeinschaften eine willkommene Hilfestellung sowohl anfangs für die Apostel, als auch später für die Kirchenväter. Auf der anderen Seite führte die Christianisierung der hellenistischen indigenen Bevölkerung zur endgültigen Annahme der griechischen Identität und Kultur.




So verschmolzen sie mit den Griechen zu einer einheitlichen Kultur, die auf der gemeinsamen Basis des Christentums gründete.
Das Kloster der Muttergottes Sumela liegt 45 km südlich von Trabzon im Zigana – Gebirge (Pontisches Gebirge) in 1071 Meter Höhe und ist ein bekannter christlicher – orthodoxer Wallfahrtsort, in dem u.a. die Ikone der heiligen Muttergottes, die vom Evangelisten Lukas gemalt worden ist, sein soll. Das Kloster galt während 16 Jahrhunderten als Symbol des pontischen Hellenismus.
Die Eroberung Konstantinopels durch das Fränkische Reich im vierten Kreuzzug zog die Aufsplitterung des Byzantinischen Reiches in kleine fränkische Staaten nach sich. Es erstanden aber auch kleine griechische Königreiche. (…)

Die erneute Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 und der Fall von Trapezen acht Jahre später, 1461, bildet für die pontischen Griechen eine Zäsur  in ihrer Geschichte. Viele, insbesondere wohlhabende Einwohner der reichen Küstenregion und der Dörfer, fliehen in die umliegenden Gebirgsregionen des Pontus, in dem Versuch, fernab der Aufmerksamkeit der neuen Herrscher, in neugegründeten und freien, griechischen Dörfern und Städten zu leben. Ein großer Teil wanderte in das Russische Reich aus, in dessen südliche Küstengebiete, nach Georgien, Armenien und Kasachstan, wo sie neue griechische Gemeinden gründeten. So entstanden kulturelle Zentren, die auch in den Folgejahrzehnten die von den nunmehr osmanischen Pontus geflohenen Griechen aufnahmen.
Die Lage der kleinasiatischen Griechen verschlechterte sich zu Beginn des Jahres 1915, als unter dem Vorwand vorbeugender, mit Kriegserfordernissen gerechtfertigter Maßnahmen die christliche Bevölkerung der Küstengebiete ins Innere Anatoliens umgesiedelt werden sollte. Ein entsprechender Beschluss der jungtürkischen Regierung war auf Drängen des mit dem osmanischen Sultanat verbündeten Kaiser Deutschlands zustande gekommen.
Das eigentliche Ziel der aus diesem Umsiedlungsbeschluss resultierenden Vertreibung der Bevölkerung, der Plünderungen, der Brandschatzungen in den Dörfern, der Vergewaltigungen und Morde war die Enthellenisierung  griechischer Gebiete, damit anschließend die Türkisierung dieser Region leichter vollzogen werden konnte.
Wegen der Proteste der pontischen Griechen und anderer Christen gegen die türkischen Raub- und Mordüberfälle unter Druck gesetzt, beschloss die unter britischer Kontrolle stehende Sultans Regierung in Konstantinopel, Mustafa Kemal, einen der ranghöchsten und erfolgreichsten osmanischen Militärs in den Pontos zu entsenden, damit er die irregulären Banden entwaffne und die Ordnung wieder herstelle. Zugleich wollte man Kemal aus der Hauptstadt entfernen, da er mit seinen nationalistischen Ansichten für die Regierung kompromittierend und den alliierten Besatzern lästig war.  Mustafa Kemal war der Sultans Regierung als geeigneter Kandidat zur Wiederherstellung der Ordnung in den östlichen Provinzen Kleinasiens vorgeschlagen worden. Diejenigen, die diesen Vorschlag unterbreiteten, beabsichtigten allerdings genau das Gegenteil, nämlich den Aufstand der Muslime gegen die alliierten Besatzer und besonders gegen die griechischen Streitkräfte zu stärken, die einige Tage später bei Smyrna landen sollten. Die anti-griechische Stimmung wurde durch den Kampf der pontischen Griechen für Gleichberechtigung, Freiheit und sogar für die Gründung einer unabhängigen Republik seit Anfang 1919 noch gesteigert. Dies führte auch zu einer Steigerung des Nationalgefühls bei den Muslimen, eine gefährliche Waffe, die Mustafa Kemal und seine Eliteoffiziere seit dem 19.Mai, dem Tag ihrer Ankunft im Pontus, auszunutzen wussten.



Vor allem auf dem Land war die Lage verzweifelt. Allgemein bekannte Briganten setzen Nacht für Nacht ungehindert ihre Ausschweifungen in griechischen Dörfern fort, indem sie auf die wehrlosen Bewohner schossen, sie plünderten oder vergewaltigten. (…)
(…) In jenen Gebieten, in denen pontosgriechische Widerstandskämpfer nicht aktiv werden konnten, setzten die Kemalisten ihr zerstörerisches Treiben ungehindert fort. Die Banden nationalistischer Organisationen, die sich in den Dörfern mit fanatischen muslimischen Einwohnern verbündeten, belagerten gemeinsam mit diesen griechische Dörfer und rotteten nicht nur deren Einwohner aus, sondern ließen auch alle Bauwerke dem Erdboden gleichmachen.


Abgesehen von kemalistischen Freischärlern war auch die osmanische Presse für die Erhebung der muslimischen Bevölkerung verantwortlich. (…) Mustafa Kemal verkündete, das türkische Volk sei verfolgt und stachelte es zum Kampf für die angebliche Verteidigung seiner Heimat an.
Der Genozid musste schnell vollzogen werden, bevor die Mitglieder internationaler humanistischer Organisationen oder einige der alliierten Länder dagegen protestieren würden.
Das allgemeine Blutbad, die Plünderungen und Ausrottung im Pontos begannen im Februar 1920 und dauerten bis August dieses Jahres. Die Massaker und Deportationen wurden unter halboffizieller Beteiligung des Militärs und ziviler Beamter durchgeführt. Da es sich um eine größere und zudem reiche Region handelte, mussten an ihrer Zerstörung zahlreiche Personen teilnehmen; sie stammten aus allen Schichten der Bevölkerung.
Die von Jungtürken und Kemalisten begangenen Verbrechen werden bis heute nicht von der offiziellen Türkei als Staatsverbrechen anerkannt.


kjAus dem PAAA (Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes), Türkei Nr. 168, Beziehungen der Türkei zu Griechenland, Band 14 und 15, Beobachtungen des Dragomans Schwörbel auf seiner Dienstreise nach Aiwali (2/19.8.1915:

Der deutsche Botschafter in Konstantinopel Metternich sagt, dass die Neutürken die Deportationen der Griechen, welche an der Küste des Schwarzen Meeres lebten, damit zu begründen versuchten dass die Russen eben diese mit Waffen versorgten. Sie fürchteten also einen griechischen Aufstand. Diese Argumentation ist jedoch falsch da die Bevölkerung welche deportiert wurde hauptsächlich aus Frauen, Kindern und älteren Menschen bestand. Diejenigen die in der Lage waren ein Gewehr zu benutzen waren entweder schon beim Militär, auf den Bergen oder im Ausland (ebenfalls durch Deportationen und Vertreibung).
Bestimmte deutsche Soldaten die nicht einverstanden waren mit diesem Völkermord versuchten durch Berichte welche ans Außenministerium gesendet wurden sich zu distanzieren um nicht mit beschuldigt zu werden. Diese Distanzierungen nahmen zu nachdem die Welt von dem Holocaust an den Armeniern unterrichtet wurde. Am 16.Juli schrieb der deutsche Botschafter von Amisos, Kückhoff ans Innenministerium in Berlin: Aus sicheren Quellen kann ich sagen dass die gesamte griechische Bevölkerung von Sinopi und der weiteren Küstenlandschaft der Gegend entwurzelt und verbannt worden ist. Verbannen und Vernichten hat im türkischen Sprachgebrauch dieselbe Bedeutung, denn wer nicht getötet wird stirbt an Krankheiten oder verhungert

Bonn PAAA, Türkei Nr.168, Band 15, f. Band 16, (9.2.1917)

Am 19.12.1916 und am 2.1.1917 beschreibt der österreichische Botschafter Konstantinopels in Wien die letzten Geschehnisse in Amisos, Pontos: 11. Dezember 1916, es wurden 5 griechische Dörfer geplündert und daraufhin verbrannt. Die Bevölkerung wurde vertrieben. 12. Dezember 1916, es werden weitere Dörfer in der Umgebung verbrannt. 14. Dezember 1916, ganze Dörfer werden verbrannt zusammen mit den Schulen und Kirchen. 17. Dezember 1916, in der Periferie von Sampsounta gehen die Plünderungen weiter, es wird vergewaltigt und geschlagen. 31. Dezember 1916, 18 Dörfer sind vollkommen verbrannt worden, 15 zum Teil, etwa 60 Frauen wurden vergewaltigt. Kirchen wurden geplündert.


Der Grieche P. Enepekidis schreibt am 17.08.1997 in der Zeitung Kathimerini:

"Der Genozid a la Türkei ist leise, boshaft, östlich, ohne theoretischen background, aber praktisch und plünderisch. Vertreibungen, Deportationen von Einwohnern ganzer Dörfer, diese erschöpfenden Märsche im Schnee der Frauen und der älteren Bevölkerung - die Männer sind bereits in Zwangslagern und im Militär - dies alles führt natürlich nicht zu einem Auschwitz mit diesen diabolischen vernichtenden Mechanismus der Menschen - Nein, es war jedoch ein mobiles Auschwitz, die Menschen starben unterwegs, sie liefen nicht mit irgend einem Ziel, nein, sie liefen um zu sterben vom Hunger, von der Kälte, der Verleumdung und der schlechten Behandlung.
Dies war ein boshaft organisiertes diabolisches System. Am Ende wartete kein Auschwitz, denn für die meisten gab es kein Ende. Die Reise in den Tod selber war der Tod, nicht das Ziel der Reise."

Der Lehrer und Leiter des Griechischen Komitees zur Aufklärung der Weltöffentlichkeit über diese Geschehnisse, P. Kinigopoulos sagte:

Der türkische Regierungsapparat nahm die Kinder von den Familien in Ihre "Obhut", um sie zu "beschützen" und schickte sie in türkische Schulen nach Sevastia. Dort wurden die Kinder natürlich dementsprechend erzogen. Nicht einmal vor Kleinkindern schreckten sie zurück. Die Islamisierung war daher eine logische Folge






Seit Jahren bemüht sich die Türkei um einen Beitritt zur EU. Viele Fragen und Zweifel wurden dazu in Europa bereits geäußert. Der Umgang mit Menschenrechten, der Meinungsfreiheit und der Minderheitenschutz sind dabei die großen Kritikpunkte – nicht zu Unrecht, wie ein Blick in die Geschichte der Türkei zeigt. Zwei dramatische Ereignisse in der jüngeren Geschichte des Landes führten dazu, dass die christlichen Gemeinschaften des früheren Osmanischen Reiches fast vollständig ausgerottet wurden. Zum einen der Völkermord an den Armeniern, der bis heute vom türkischen Regierungschef Recep Erdogan geleugnet wird, zum anderen der Genozid an den Griechen. In seinem neu erschienen Buch: „Die Türkei in Europa: Gewinn oder Katastrophe?“ beschreibt der Politikwissenschaftler und Historiker Prof. Dr. Roberto de Mattei u.a. diesen Genozid – eine Geschichte beispielloser Grausamkeit, wie der folgende Buchauszug zeigt.                 




Im 19.Jahrhundert gab es in Kleinasien etwa 1,8 Millionen griechische Christen in rund vierzig Bistümern und 1,7 Millionen Armenier in 46 Diözesen. Die katholische Kirche konnte sich dank dem Schutz der europäischen Mächte, insbesondere Frankreichs, mit genügend Freiheit betätigen. Im Jahr 1912 betrieben französische Ordensgemeinschaften mit wirksamem Einfluss 30 Schulen in Konstantinopel, 21 in Smyrna und 81 im restlichen Kleinasien.



Systematisches Programm zur Ausrottung des Christentums
Mit der Errichtung der Republik Mustafa Kemals trat eine dramatische Verschlechterung der Situation ein und es wurde ein systematisches Programm zur Ausrottung des Christentums durchgeführt. Die Regelung der so genannten „Kapitulationen“, welche jahrhundertelang die Privilegien der Ausländer garantiert und die Christen in der Türkei geschützt hatte, wurde zunächst 1914 einseitig von den Jungtürken aufgekündigt und dann endgültig 1923 durch den Vertrag von Lausanne aufgehoben. Damals begann also die Vernichtung die Deportation der religiösen Minderheiten, die vom neuen Nationalstaat ausgeschlossen wurden.
Am Vorabend des Ersten Weltkriegs zählte die griechisch-christliche Bevölkerung von Westanatolien und der Pontos-Region etwa 2 Millionen Menschen. Sie bildeten sehr alte Gemeinschaften, welche diese Gebiete seit mehr als zweitausend Jahren bewohnt hatten. Ihre Präsenz war jedoch mit der ethnisch-religiösen Anschauung der Jungtürken unvereinbar, die Mustafa Kemal sich in der Folgezeit zu eigen machte.
Die Ausrottung der Christen wurde von der türkischen Regierung schon vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die Tat umgesetzt. Der Historiker Arnold Toynbee schreibt, dass die türkischen Repressalien gegen die Griechen Westanatoliens im Frühjahr 1914 begannen: „die Bewohner ganzer griechischer Ortschaften wurden mittels terroristischer Handlungen aus ihren Häusern entfernt; ihre Häuser, ihre Ländereien und oft auch ihr Mobiliarvermögen wurden konfisziert, und nicht wenige Menschen wurden dabei getötet.“


Eroberung der Stadt Smyrna als trauriger Höhepunkt
Die Vertreibung der Griechen aus der Ägäisregion wurde zwischen 1916 und 1918 fortgesetzt. Die griechischen Christen wurden in Gruppen konzentriert und in Fußmärschen nach Inneranatolien deportiert. Hierbei wurden dieselben Methoden angewandt, deren man sich gegen die Armenier bediente. Die Anzahl der Toten und Vermitssten wird zwischen 200 000 und einer Million geschätzt. Der Massenmord fand seinen Höhepunkt am 9.September 1922 bei der Eroberung der von den Türken belagerten Stadt Smyrna. Die Truppen Mustafa Kemals setzten die Häuser der Griechen und Armenier in Brand, die vergeblich versuchten, über das Meer zu entkommen. Im Hafen lagen zwanzig britische,  amerikanische und französische Schiffe vor Anker, doch unternahmen die Schiffsbesatzungen nichts, um die Flüchtlinge zu retten oder dem Massaker ein Ende zu bereiten

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Deportationen der Überlebenden nach Griechenland
Das Massaker wurde unter anderem vom amerikanischen Konsul George Hornton bezeugt, der sagte, dass die Zerstörung Smyrnas „der letzte Akt eines zusammenhängenden Programms zur Auslöschung der Christenheit im einstigen Byzantinischen Reich war; die Verbannung einer uralten christlichen Zivilisation“. Die überlebenden Christen von Pontos wurden aufgrund eines im Vertrag von Lausanne festgelegten Bevölkerungsaustausches nach Griechenland deportiert. Berechnungen zufolge wurden 1 344 000 türkische Bürger griechischer Herkunft und orthodoxen Glaubens gezwungen, ihr Land zu verlassen und sich nach Griechenland, dessen Sprache sie nicht einmal sprachen, deportieren zu lassen, während 464 000 griechische Moslems in die Türkei überbracht wurden. Die Verfolgung hörte jedoch nicht auf. Im Jahr 1927 gab es noch 257 814 Christen in der Türkei, wovon 178 546 in Konstantinopel lebten; die Gesammtbevölkerung zählte 13 648 270 Menschen. Im Jahre 1950 waren nur noch 191 262 Christen unter den etwa 19 Millionen Einwohnern übrig geblieben.
In den 1930er Jahren zwang der von Atatürk vorgenommene Prozess der „Türkifizierung“ des Landes die griechisch-orthodoxe Mehrheit, die überlebt hatte, zur Emigration. Diese Menschen hatten zur intellektuellen und wirtschaftlichen Elite der Türkei gehört. In den 1950er Jahren wurden die Überlebenden einem neuen Vernichtungsprogramm ausgesetzt. In der Nacht vom 6. auf den 7. September 1955, der „türkischen Nacht“, griffen rund 100 00 mit Eisenstäben bewaffnete und Gruppen organisierte Personen die von griechischen Orthodoxen soweit von Juden und Armeniern bewohnten Stadtviertel an. Die 64 orthodoxen Kirchen der Stadt, die Friedhöfe, Schulen, Krankenhäuser, Wohlfahrtseinrichtungen, Läden und Wohnungen der Griechen wurden während über zwölf Stunden geplündert und in Brand gesetzt; die Polizei schaute dabei untätig zu. Internationale humanitäre Organisationen schätzten den Schaden auf eine Milliarde türkische Lira nach damaligem Wert. Zehn Jahre später, im Jahr 1965, wurden 12 000 Bürger griechischer Herkunft, die in Istanbul wohnten, unter dem Vorwand vertrieben, dass sie „Spione“ oder „unerwünschte Personen“ seien; ihr gesamtes Vermögen wurde beschlagnahmt.
Heute nur noch wenige Christen in der Türkei
Es liegen keine genauen Statistiken vor, aber man schätzt, dass heute etwa 100 000 Christen in der Türkei leben, fast alle in den großen städtischen Zentren Istanbul, Smyrna (Izmir) und Mersin. Bei gut der Hälfte handelt es sich um Gläubige der armenischen Kirche; die Katholiken zählen ungefähr 25 000 Gläubige mit sechs Bischöfen; die syrisch-orthodoxen Gläubigen sind etwa 10 000, die griechisch-orthodoxen rund 5000 und die Protestanten aus unterschiedlichen Denominationen rund 3000.






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Der heilige Berg Athos verurteilte die „elektronische Ausweiskarte“


Heilige Gemeinschaft                                                            Karye, den 22.4/5.5. 2011
heiliger Berg
Athos

Bekanntmachung der heiligen Gemeinschaft des heiligen Bergs
in Bezug auf das elektronische Regieren
und die „elektronische Ausweiskarte“

Aus Anlass des kürzlich im Parlament der Griechen erlassenen Gesetzesentwurfes über das „elektronische Regieren“ und der daraus hervorgehenden zukünftigen Ausstellung der elektronischen Ausweiskarte, wünscht die heilige Gemeinschaft des heiligen Berges auf Folgendes hinzuweisen:

Die „elektronische Ausweiskarte“ deckt sich mit der Persönlichkeit des Staatsbürgers und verwandelt sie in eine Nummer des Systems der elektronischen Verwaltung. Alle Staatsbürger sind darüber hinaus in ein elektronisches System einbezogen, das die Angaben ihres persönlichen Lebens (finanzielle Aktivitäten, Fakten der Gesundheit, der Arbeitswelt, des gesellschaftlichen Verhaltens usw.) kontrolliert und auswertet, wodurch sie im Wesentlichen ihre persönliche Freiheit abschafft.

Weil dieses System die Möglichkeit besitzt, leicht umwandelbar zu sein, glauben wir, dass für die Christen sichtbar die Gefahr einer Verletzung ihrer religiösen Gewissensfreiheit besteht, indem sie der Möglichkeit beraubt werden, frei ihren Glauben zu bekennen und das Evangelium Christi zu predigen. Weil jedoch die Nutzungsgewalt des Systems an unbestimmte Träger in Bezug auf ihren öffentlichen oder privaten Charakter, übergeben wurde und ihnen die Leichtigkeit gegeben wurde, in die Karte persönliche Angaben hin einzufügen, besteht sogar die Wahrscheinlichkeit der von Seiten der Gläubigen unwissentlichen Nutzung antichristlicher Symbole.

Aus all diesen oben genannten Gründen drückt die heilige Gemeinschaft des heiligen Berges ihre große Besorgnis aus und legt der Griechischen Regierung die herzliche Bitte vor, nicht zu Ausstellung der elektronischen Ausweiskarte fortzuschreiten, ebenso empfiehlt sie den Christen, konventionelle Mittel zum Ausweisen zu benützen.
Der obligatorischen Auferlegung einer solchen Karte würden wir uns entgegensetzen. 

Als orthodoxe Christen vergessen wir nicht, dass „ der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist“  und dass Christus „die Welt besiegte“; das jedoch geht nicht damit einher, dass wir mit aufgezwungenen und unfreien Praktiken einverstanden sind. Wir wünschen aus ganzer Seele, dass die Gottesmutter, die Beschützerin und Aufsicht des heiligen Berges, dem frommen Volk unserer Heimat die Kraft gibt, mit all diesen Schwierigkeiten des Lebens zurechtzukommen, besonders mitten in dieser  schweren Zeit, die wir durchmachen.

Antwort der in gemeinsamer Versammlung berufenen Vertreter und Vorsitzenden der zwanzig heiligen Klöster des heiligen Berg Athos




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Die Suche nach der „Wahrheit“




Dieses Thema wird jedoch nicht immer auf dieselbe Weise angegangen. So  sind auch die Antworten, die gegeben werden und ihre Konsequenzen für das Leben des Menschen jedes Mal unterschiedlich. Charakteristisch an diesem Punkt ist der Fall von Pontius Pilatus: er fragte Christus, ob er ein König sei und der Herr antwortete ihm: „ Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme.“ (Johannes 18, 37) Danach fragte ihn Pilatus: „ Was ist Wahrheit?“ (Johannes 18, 38)
Nach Ansicht des Pilatus musste die Wahrheit irgendeine Idee sein, irgendein Begriff, damit wir fragen können: „Was ist Wahrheit?“. Genau auf dieser Grundlange bewegten sich auch die alten griechischen Philosophen. Sie suchten die Wahrheit in dem „Was“! Das ist jedoch nicht der Weg, den die Kirche zu bieten hat. Aus dem einfachen  Grund, weil die Wahrheit – gemäß dem christlichen Glauben – nicht „etwas“, sondern „jemand“ ist. (…)
Nach christlicher Ansicht ist die Wahrheit Person, kein „Ding“. Pilatus ging das Thema nicht auf dieser Grundlange an und erhielt deshalb keine Antwort auf seine Frage; vielleicht hatte er auch gar keine Antwort erwartet!
Christus aber sagte in einem anderen Fall zu seinen Jüngern, dass er sich nun  zu seinem Vater begibt und wiederkommen werde, um sie abzuholen und dorthin zu führen, wo sie dann alle bei Ihm wären. „Und wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.“ (Johannes 14, 3-4)  Da sagte Thomas zu ihm: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen? Jesus spricht zu ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben: niemand kommt zum Vater denn durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, so werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Und von nun an kennt ihr ihn und habt ihn gesehen.“ (Johannes 14, 4-8)
Da sagt ihm Philippus: „Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.“ Christus antwortet ihm: „So lange bin ich bei euch und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du dann: Zeige uns den Vater?“(Johannes 14, 8-9)
Diese Antwort Christi beweist, wie die richtige Frage nach der Wahrheit lauten muss: „Wer ist die Wahrheit?“. Mit anderen Worten handelt es sich bei der Wahrheit und dem Wissen um die Wahrheit nicht um eine Angelegenheit des Menschenverstandes oder einem intellektuellen Prozess, sondern um die Kommunikation zwischen Personen.
In der Person Christi findet der Mensch den „Weg“, um die „Wahrheit zu erkennen, d.h. in Kommunikation mit dem Gottesmenschen zu gelangen, die gleichzeitig auch Kommunikation mit dem Vater, der das ewige Leben ist, ist.“
Die Wahrheit des „wer“ ist das menschgewordene Wort (Johannes 6, 47; 10,27-28. 1. Johannesbrief 5,13). Allein Christus kann den Menschen zum himmlischen Vater führen, um ihn Teilhaber des ewigen Lebens zu machen (Lukas 10, 22. Johannes 1, 12. 14,6) „die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ (Johannes 1,17)
Diese Darstellung in der Heiligen Schrift beweist den Unterschied zwischen der christlichen und der intellektuellen Suche nach der Wahrheit. Wenn der Mensch versucht, die Wahrheit intellektuell  zu erkennen, indem er sich nur auf die Kraft seines Verstandes verlässt, gelangt er zu demselben Fehler, den die Wissenschaft mit ihrem Determinismus und der Pantheismus mit der Identifikation von Gott und der Welt bei der Suche nach der Wahrheit im „was“  macht. Im Gegensatz dazu interessiert sich der Christ für die Wahrheit des „wer“, die jedoch nur mit der „Kommunikation“, die ein Geschenk der Erscheinung der Heiligen Geistes ist, erkannt werden kann.  

Auszug aus dem Griechischen „Unsere Orthodoxie“ , Vater Antonios Alevisopulos, Athen 1994        
(Übersetzung von Christiane-Maria Chassourou)
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Allgemein bekannt ist die Aufmunterung des Herrn „ Wachet und Betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt!“ ( Math. Kap.26, 41)

Die Tugend der geistigen Bereitschaft und Aufmerksamkeit beschützt uns vor unvorhergesehenem Abfall in die Sünde. Deshalb ist für unser geistiges Leben die „nypsi“ – eine Art Nüchternheit, eine geistige Aufmerksamkeit - , die alle unsere Heiligen, die Kirchenväter, die Asketen der Wüste, die großen heiligen Gestalten und die Gerechten dieser Welt pflegten, so sehr von Nutzen.
Ihr Vorbild, ihre leuchtenden Ratschläge sind uns eine wertvolle Hilfe in unserem geistigen Kampf. Der tiefe Glaube, die Besinnung, das ununterbrochene Gebet, die Demut, die Zurückhaltung im Wort und in der Tat sind geistige Kräfte, die uns darin unterstützen, unsere geistige Aufmerksamkeit, unsere „nypsi“ zu bewahren.
„Seid nüchtern und wacht, denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge.“ (1.Petrus, Kap. 5, 8) 

Die Gründe für die geistige Nachlässigkeit 

Sehr oft werden wir zur Leichtlebigkeit und Nachlässigkeit verleitet und einer der grundlegenden Ursachen für dieses Verhalten ist zunächst der Mangel an theologischem Wissen. 
Viele Christen sind sich nicht der moralischen und geistigen Größe Jenem, der uns von dem Fluch der Sünde rettete, bewusst. Der Apostel Paulus zeigt uns  anhand der Worte aus dem Psalm Davids die unerreichbare Größe der Kraft Christi, damit wir auch wirklich verstehen können, dass Jener als Sohn Gottes derjenige ist, der „vorzeiten die Erde gegründet hat und die Himmel Seiner Hände Werk sind“ (Psalm 102, 26).  
Es ist Jener, durch den alles entstanden ist. Er ist der Schöpfer, gemeinsam mit dem Vater und dem allheiligen Geist. Der Vater gab Christus die Macht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matthäus 28, 18), wie Er selbst zu seinen Jüngern sagte. Jener versicherte uns, dass Er, obwohl er für uns Mensch geworden war, unauflöslich Gott geblieben ist „eines Wesens mit dem Vater, durch den alles geschaffen ist“ und für immer Herrscher gemeinsam mit dem Vater sein wird.
Derjenige, der also die Welt erschaffen hat, Derjenige werde sie auch verändern. Denn diese Welt unterliegt dem Verschleiß, wie Kleidung alt wird und Christus wird  sie zurückziehen wie ein neues Gewand angezogen wird (Psalm 102, 27). 
Was wir heute sehen, wird sich verändern und es wird eine neue Welt entstehen und neue Himmel, wo keine Ungerechtigkeit des menschlichen Falls herrscht, sondern sie wird den Erwartungen unseres orthodoxen Glaubens würdig sein: „Ich harre der Auferstehung der Toten und des Lebens des kommenden Äons“
Denn der Apostel Paulus weist uns darauf hin, wenn „  jemand in Christus ist, so ist er eine neue Kreatur;“ (2.Korinther 5, 17). Wer an Christus glaubt und in Ihm lebt, lebt im neuen Äon. Und Christus selbst versicherte uns, dass „bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht“  (Matthäus 5, 18).
Lasst uns also nicht vom Zeitgeist verleiten. Die Zeit kann die ewige Wahrheit des Evangeliums nicht  abnutzen. Sie ist unauslöschlich.
(…)

Aus der „Foni Kyriou“ vom 31.März 2013


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Hl. Nektarios von Ägina: über die Göttliche Liebe




Göttliche Liebe ist die vollendete Liebe zum Göttlichen, die sich äußert als ununterbrochenes Sehnen nach dem Göttlichen. Göttliche Liebe wird in einem reinen Herzen geboren, denn in ein solches Herz kommt die göttliche Gnade herab. Die göttliche Liebe ist ein göttliches Geschenk, das der reinen Seele geschenkt wird von der göttlichen Gnade, die herabkommt und sich der Seele offenbart. Ohne göttliche Offenbarung kann in keinem Menschen göttliche Liebe geboren werden. Denn eine Seele, die solche Offenbarung nicht empfangen hat, hat die Einwirkung der Gnade nicht empfangen und bleibt so ohne Erfahrung der göttlichen Liebe. Es ist mithin unmöglich, daß göttliche Liebe geboren wird ohne Einwirkung von Kraft, göttlicher oder menschlicher, auf das Herz.
Die Gottliebenden wurden zur göttlichen Liebe gezogen durch die göttliche Gnade, die auf ihr Herz einwirkte, sich ihrer Seele offenbarte und sie zu Gott hin zog. Zuerst liebte Gott den Gottliebenden, erst dann entbrannte jener in Liebe zu Gott. Zuerst ward der Gottliebende Sohn der Liebe, erst dann liebte er den himmlischen Vater.
Nie schläft das Herz dessen, der den Herrn liebt, sondern in seiner übermäßigen Liebe wacht es immerdar. Des Bedürfnisses der Natur wegen schläft der Mensch, doch sein Herz wacht und lobsingt Gott.
Der göttliche Chrysostomos sagt über die geistige Liebe: „Die geistige Liebe ist so überwältigend, daß sie keinen Augenblick abläßt, sondern die Seele des Liebenden allezeit völlig beherrscht und keinerlei Trübsal oder Schmerz in der Seele aufkommen läßt.“
Die gottliebende Seele hängt Gott an mit aller Kraft. Auf Ihn vertraut sie, auf Ihn setzt sie all ihre Hoffnung. Die göttliche Liebe hebt sie empor zu Gott, und mit Ihm spricht sie Tag und Nacht.
Die Seele, die verwundet ist von der göttlichen Liebe, begehrt nichts außer dem höchsten Gut. Alles andere läßt sie beiseite, findet an nichts anderem Geschmack.
Die Seele, die ergriffen ist von der Liebe zu Gott, gibt sich der Betrachtung des Wortes Gottes hin und verbleibt in Seinen Zelten. Öffnet sie den Mund, so redet sie von Gottes Wundern. Spricht sie mit anderen, rühmt sie Seine Herrlichkeit und Majestät. Unablässig läßt sie Lobpreis und Dankeslieder aufsteigen zu Gott und betet Ihn an mit göttlicher Sehnsucht. So formt die Gottesliebe die ganze Seele sich selbst an, verbindet sie mit ihr und macht sie sich ganz zu eigen.
Die Seele, die ergriffen worden ist von der Liebe zum Göttlichen, hat das Göttliche richtig erkannt, und diese Erkenntnis hat ihre göttliche Liebe entfacht.
Die Seele, die ergriffen ward von der Gottesliebe, ist zur Glückseligkeit gelangt, denn sie hat Den erreicht, nach dem sie verlangte, und Er hat alle ihre Sehnsüchte erfüllt. Jedes Begehren, jedes Sehnen, jedes Verlangen, das der Gottesliebe fremd ist, wird, gemessen an ihr, als bedeutungslos und wertlos zurückgewiesen.
Wie erhebt diese Liebe zum Göttlichen, die identisch ist mit der göttlichen Liebe, die von ihr ergriffene Seele! Einer leichten Wolke gleich läßt diese göttliche Liebe die Seele aufsteigen und bringt sie hin zum unerschöpflichen Quell der Liebe, zur ewigen Liebe, und erfüllt sie mit unvergänglichem Licht.
Die Seele, die verwundet ist von der göttlichen Liebe, freut sich allezeit, sie jubelt und springt und tanzt, denn sie ruht beständig in der Liebe des Herrn wie „an den Wassern der Ruhe“ [vgl. Ps 22,2]. Keine Trübsal dieser Welt vermag ihre innere Stille und ihren Frieden zu stören, kein Schmerz dieser Welt ist imstande, ihr ihre Freude und ihren Frohsinn wegzunehmen.

Die Seele, die ergriffen ist von der Gottesliebe, erhebt sich auf den Schwingen der Liebe, löst sich gleichsam von den leiblichen Sinnen, vom Leibe selbst, und vergißt sich selbst in ihrer vollkommenen Hingabe an das Göttliche.
Die unaussprechliche Süße der göttlichen Liebe bezaubert das Herz, nimmt es ganz in ihren Bann und zieht den Sinn zum Göttlichen hin, so daß er sich mit der Wonne Gottes erfreut.
Die göttliche Liebe bewirkt Gewöhnung an Gott, die Gewöhnung bewirkt Vertraulichkeit, die Vertraulichkeit führt zum Genuß und der Genuß zum Durst.
Die Seele, die angerührt worden ist von der Gottesliebe, kann an nichts anderes mehr denken und nichts anderes mehr begehren, und mit unaufhörlichen Seufzern ruft sie: „O Herr, wann werde ich Dich erreichen und erscheinen vor Deinem Angesicht? Meine Seele sehnt sich, zu Dir zu kommen, mein Gott, so wie der Hirsch sich sehnt nach den Wasserquellen“ [vgl. Ps 41]. 
 Solcherart ist die göttliche Liebe, die die Seele in Besitz nimmt.

Aus  Wüstenlicht -   Desertlight . blogspot.com am 30.März 2014


Erzpriester  Georgios Metallinos – der Hesychasmus

Der Begriff Hesychia als Grundlage des Hesychasmus wird im Westen so gut wie ausschließlich mit den theologischen Streitigkeiten im Byzanz des 14. Jh. verbunden; in Wirklichkeit aber gehört er seit der Erscheinung der organisierten Askese (dem Mönchtum) im 4. Jh. zum geistlichen Wortschatz des Christentums. Trotzdem lesen wir im “Lexikon für Theologie und Kirche”: „Hesychasmus ist eine im 12. Jahrhundert nachweisbare Form ostkirchlicher Mystik, die wahrscheinlich auf Symeon den Jüngeren Theologen zurückgeht“ (Prof. Graef). Etwas weiter ist von einer „neuartigen Theologie“ die Rede. Tatsächlich aber findet man das Wort ησυχία schon im Neuen Testament (Apg. 22,2; 2. Thes. 3,12; 1. Tim. 2,11-12) und beide Begriffe, sowohl die Hesychia als auch der davon abgeleitete Hesychasmus, sind eingebettet in die Lebensweise, die zu Gott hinführt, und bezeichnen im engeren Sinne die Gebetsmethode der Mönche, die auch für alle Christen Gültigkeit hat (…).

…  Diese Lebensweise hat ihren Ursprung im Neuen Testament, einerseits dort, wo die Rede ist vom ununterbrochenen Gebet (1. Thes. 5,17: “betet ohne Unterlaß”) und andererseits vom reinen Herz (Mt. 5,8: “Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen”). Eine nähere Beschreibung dieser Lebensweise sowie deren theologische Begründung finden wir bei den großen Asketen Makarios von Ägypten (4. Jh.), Evagrios aus Pontos (4. Jh.), Diadochos von Photike (5. Jh.), Johannes Klimakos (7. Jh.) und bei vielen alten Kirchenvätern, besonders den Kappadokiern. (…)

Es geht also um eine Praxis, die als Hauptwesenszug kirchlicher Existenz zu sehen ist, und keineswegs als Erfindung Symeons des Neuen Theologen (11. Jh.) oder als Palamismus (14. Jh.). Der Hesychasmus als Leben im Heiligen Geiste bildet die Quintessenz des Christseins in seiner authentischen Erscheinung als Orthodoxie. Orthodoxie und Hesychasmus gehören zusammen, weil alles, was der Begriff Hesychasmus umfaßt, mit dem Ziel der Anwesenheit der Kirche als dem Leib Christi in der Welt übereinstimmt.
Nimmt man auf diesem Hintergrund den historischen Aspekt der sogenannten „hesychastischen Streitigkeiten“ auf, so ergibt sich, daß hier - im 14. Jh. - einige der besonders dornigen Probleme des christlichen Glaubens erneut zum Vorschein kamen. Die sogenannte „palamitische Theologie“ war eine Antwort auf die Herausforderung, die mit dem Namen des Barlaam (1290-1348) verbunden ist. Barlaam war griechischer Herkunft und kam aus Süditalien (Kalabrien) über Thessaloniki nach Konstantinopel (1328-30). Er nahm das Möchtum an, hatte aber zuvor ausgiebig Mathematik, Philosophie und Theologie in Rom studiert und war ein bekannter Humanist. Somit entsprach er dem Ideal der Paläologenzeit und wurde im damaligen Byzanz mit Enthusiasmus empfangen. Er wurde Abt des Soter-Klosters in Konstantinopel und führte in den Jahren 1333-34 die Verhandlungen mit dem Westen. Im Jahre 1339 übernahm er die Führung der Unionsverhandlungen mit Papst Benedikt XII in Avignon (Frankreich). 
Beim Lesen eines Textes von Barlaam über den Hervorgang des Heiligen Geistes, in dem die orthodoxe theologische Auffassung verteidigt werden sollte, stellte Gregor Palamas, ein Mönch vom Berge Athos fest, daß es sich hierbei nicht um eine orthodoxe Theologie handelte, sondern um die Anwendung der syllogistischen Methode, bzw. der Metaphysik im Bereich der Theologie. Die hesychastische Methode war Barlaam völlig unbekannt; das zeigt, daß die hesychastische Tradition im Bereich des unter dem Einfluß Roms stehenden süditalienischen Griechentums verloren gegangen war. Es entwickelte sich eine Polemik zwischen Barlaam und Gregor Palamas. Die Schriften des Palamas gegen die Angriffe des Italieners, sowie die Synoden zwischen 1340 und 1360 brachten die ununterbrochene hesychastische Theologie in Byzanz ans Licht. (…)


Die Kritik des Westens am Hesychasmus ist von tragischen Mißverständnissen geprägt. Petavius, zum Beispiel, sprach im 17. Jh. von „einer absurden Lehre“, und Edward Gibbon, der englische Historiker, meint, der Hesychasmus sei „die Frucht eines leeren Magens und eines tauben Gehirns“. Solcherart sind die westlichen Voreingenommenheiten gegenüber der Orthodoxie. Heute entfalten sie sich auch in der Politik. 
Hans-Georg Beck, der berühmte Byzantinstikprofessor in München, schrieb: „Geschichtlich gesehen ist die palamitische Theologie ein System ad hoc, keine homogene Entwicklung“. Die Hesychasten aber verwiesen schon seit langem auf die Gebetsmethode des Propheten Elias: „Elias stieg auf die Höhe des Karmel, beugte sich zur Erde nieder und barg das Angesicht zwischen den Knieen“ (1. Kön. 18,42). Somit war die hesychastische Methode des Gebetes schon im Alten Testament bekannt. Prof. Beck dagegen sagt weiter: „Der Palamismus blieb über ein Jahrhundert im großen und ganzen die offizielle Lehre der byzantinischen Kirche, die erst durch Scholarius einigermaßen gemildert wurde“. (…)

In Wirklichkeit wird der Hesychasmus durch das Leben aller orthodoxen Völker weitergetragen, deren geistliches Zentrum der Heilige Berg Athos ist. Die Kollybates-Väter* des 18. und 19. Jh. sind die Hesychasten der damaligen Zeit und der größte Beweis dafür, daß der Hesychasmus nie aufgehört hat, das wahre Zentrum der orthodoxen Spiritualität zu sein. Weil es den Hesychasmus und den Heiligen Berg Athos gab, hat die russische Kirche und wir alle einen so großen Heiligen, wie unseren Vater Seraphim von Sarov. Und es ist ein Geschenk Gottes, daß wir, die heutigen Orthodoxen, nach einer langen Durststrecke in der Wüste der Scholastik die Wurzeln unserer eigenen Tradition wiederentdeckt haben. 
Es ist wahr, daß die Intellektuellen innerhalb und außerhalb des Christentums die Substanz des Hesychasmus nicht begreifen können, weil es nicht bloß um ein theologisch-philosophisches System geht, sondern um eine ganzheitliche Lebensweise, die die Rettung des Menschen und der ganzen Schöpfung verwirklichen kann.
Wie die Gelehrten aller Zeiten, beschränkte Barlaam die Dynamik der Offenbarung, also die heiligende Wirkung des hl. Geistes, auf das Neue Testament. So gelangte er zu einem platonischen Theologisieren. Er glaubte, die alte Philosophie sei notwendig zur Erlangung der Vergottung und damit verkündete er, wie alle Gelehrten, die Selbständigkeit der äußeren, der weltlichen Bildung im Bereich der Soteriologie. Die Beziehung von Theologie und Philosophie ist bis heute ein akutes Problem geblieben, über das wir nach dieser Einführung näher diskutieren können. (…)

Zusammenfassend stellen wir fest, daß das Zentralproblem des sogenannten hesychastischen Streites die Bedeutung und Autarkie der kirchlichen Tradition für die Rettung des Menschen war. Barlaam war der Vertreter einer Denkweise, die die Vätertradition relativiert. Und weil es um einen Konflikt zwischen Tradition und Philosophie ging, sprach der hl. Gregor Palamas, wie die alten Kirchenväter, im vollen Einklang mit dem Neuen Testament, von zwei Weisheiten (Jak. 3, 13-18: „Weisheit von oben“ und „irdische Weisheit“).
Der Hesychasmus ist kein philosophisch-theologisches System, sondern eine Praxis, eine Methode, die die Voraussetzung für eine echte kirchliche Theologie ist. Die hesychastische Tradition hat folgende Hauptschlüssel der christlichen Existenz bewahrt und weitergegeben: 1) die Gewißheit der Rettung; 2) die Erfahrung der Vereinigung mit Gott, nicht mit Gottes Wesen, sondern mit seiner Energie (Kraft und Herrlichkeit); 3) den Glauben an die Ungeschaffenheit der göttlichen Energie (gratia increata) und 4) das Streben im Verlangen nach dieser ungeschaffenen Gnade Gottes, welches das Wesen der orthodoxen Frömmigkeit ausmacht. (…)

Das christliche Leben ist nicht nur eine geeignete Vorbereitung für ein Leben nach dem Tode, sondern auch die Umgestaltung unseres Lebens und des gesamten irdischen, gesellschaftlichen Lebens durch die Verwandlung selbstsüchtiger und egozentrischer Individuen in eine Gemeinschaft von Personen - dies in einer selbstlosen Liebe, die nicht das ihre sucht (vgl. 1. Kor. 13,5). Mit anderen Worten: Es geht um die communio sanctorum (die Gemeinschaft der Heiligen), die die ständige Gegenwart Gottes in der Welt ist.
Eine konventionelle Definition der Orthodoxie der Heiligen wäre folgende: Orthodoxie ist die Erfahrung der Gegenwart Gottes, also der Gegenwart des Ungeschaffenen in der Welt und die von Gott gegebene Möglichkeit des Menschen „der Gnade nach“ (kata carin) Gott zu werden. Die Mensch- bzw. Fleischwerdung des ewigen Logos Gottes hatte einen doppelten Zweck: 1) die Werke des Teufels zu zerstören und 2) „auf daß wir die Sohnschaft empfangen“ (vgl. 1. Joh. 3,8; Gal. 4,5). In diesem Sinne ist die Orthodoxie:
1) Überwindung der Ideologie, indem sie kein System, sondern eine Lebensweise ist.
2) Überwindung der Moral, weil sie nicht von Moral spricht, sondern eine Gesinnung im Auge hat, die als „Frucht des Hl. Geistes” wirksam ist (Gal. 5,22).
c) Überwindung der Metaphysik, weil es hier um die Selbstoffenbarung Gottes geht und nicht Gedanken über Gott gemeint sind und
d) Überwindung der Religion, da sie nicht irgendeine Art Versöhnung mit Gott anstrebt, sondern die volle Vereinigung mit Gott Selbst, von dem wir wissen: „Er hat uns zuerst geliebt“ (1. Joh. 4,19), der also keine Feindschaft kennt: „Gott haßt nie, wir sind es, die hassen“ (“O QeoV oudepote ecqrainei, hmeiV esmen oi ecqrainonteV”)1, sagt der hl. Johannes Chrysostomus. Somit ist die Orthodoxie keine Religion, keine bloße Brücke zwischen Gott und den Menschen. (…)

Das orthodoxe Mönchtum hat diese Tradition bis heute bewahrt. Im Prinzip ist der Hesychasmus nichts anderes als der Kampf um die Fortführung der Lebensweise, die in Christus und durch Christus in die Welt gebracht wurde. Das orthodoxe Kloster, das die hesychastische Tradition bewahrt, setzt die Lebensweise der alten Gemeinde fort, und funktioniert wie ein „geistliches Krankenhaus“ (iatreion pneumatikon) – das Wort stammt vom hl. Johannes Chrysostomus. Deswegen befanden sich die berühmtesten Klöster, z.B. das Studion-Kloster, in den Städten von Byzanz, wie es heute mit den Krankenhäusern der Fall ist. In den Klöstern fand man die geeigneten Ärtze (“Therapeuten” wurden die geistlichen Väter genannt!), die sich mit der Heilung der geistigen Krankheit der Menschen befaßten.
“Die Krankheit des Menschen besteht darin, daß die Verbindung des Herzens mit der göttlichen Herrlichkeit geschwächt ist (Röm. 3,23), weil das Herz beeinflußt wird von Gedanken aus der Umwelt (Röm. 1,21.24; 2,5). (...) Der innere Mensch (esw anqrwpoV) erleidet den geistlichen Tod, ‘weil (ef w) sie alle gesündigt haben’ (Röm. 5,12)”6. Therapie bzw. Heilung ist die Heiligung des Menschen, nämlich die Wiederherstellung der Gemeinschaft mit Gott im Herzen des Menschen, das das Zentrum der menschlichen Existenz ist.

Gesund (normal) sind diejenigen, die durch den Geist der Wahrheit (Joh. 17) in alle Wahrheit geführt wurden, d.h. zur Schau der Herrlichkeit des Vaters in Christus (Pfingsten). Menschen, die diese ungeschaffene Herrlichkeit Gottes nicht zu sehen vermögen, sind nicht gesund (normal) und keine richtigen Glieder des Leibes Christi. Der einzige normale Mensch von Geburt ist der „Herr der Herrlichkeit“ (kurioV thV doxhV), Jesus Christus, der Gottmensch. Jeder Mensch ist berufen, der Gnade nach Gottmensch zu werden, christusähnlich zu werden.
Einige Klarstellungen sind in diesem Zusammenhang noch notwendig:

Die Schau der Herrlichkeit Gottes setzt ein Organ voraus. Ein solches ist das Herz. In der biblischen und patristischen Tradition ist das Herz der Ort unserer Kommunikation, unserer Gemeinschaft mit Gott, die durch eine Kraft der Seele, den nouV oder Geist des Menschen verwirklicht wird. Der nouV, der von der Logik oder dem Verstand zu unterscheiden ist, bringt in seiner korrekten Funktion das noera euch (das geistige Gebet)
d.h. die Gebete des Hl. Geistes ins Herz, welche zugleich die im 1. Korintherbrief erwähnten Zungen des Heiligen Geistes sind. In diesem Falle sprechen wir vom Herzensgebet als Erfüllung des Apostelwortes vom „Beten ohne Unterlaß“ (1. Thes. 5,17). Das Herzensgebet ist, nach dem hl. Basilius, „das dauernde Gedächtnis“ Gottes im Menschen. Das Untätigwerden der geistigen Funktion im Herzen ist das Wesen des Sündenfalles: Mit ihm ist das Nichtfunktionieren oder die Unterfunktion der Geisteskraft im Menschen eingetreten sowie ihre Verwechslung mit der Tätigkeit des Gehirns oder des Körpers. Die Rettung des Menschen besteht in der Heilung der Krankheit seines Herzens, sodaß er zur wahren Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen zurückkehrt.
Der Prozeß der Heilung des menschlichen Herzens heißt in der Vätertradition: Reinigung des Herzens – Erleuchtung des Herzens – Verherrlichung (doxasmoV), (Glorifizierung des Menschen). 
Die Reinigung ist die Befreiung des Herzens von allen Gedanken (Röm. 2,29), guten wie bösen, und die Beschränkung dieser Gedanken auf den Bereich des Verstandes. So wird dem Geist (nouV) Raum geschaffen. 
Die Erleuchtung aber ist das Kommen der Gnade (Röm. 8,26) des Hl. Geistes ins Herz, die Aufhebung der Versklavung durch den Selbsterhaltungstrieb und die Umwandlung der selbstsüchtigen Liebe in die selbstlose Liebe. Dann kann der Mensch in wahrer Gemeinschaft mit seinen Mitmenschen leben. Die Gabe des Hl. Geistes an das Innere des Menschen vermittelt die Rechtfertigung, die Versöhnung, die Annahme an Kindes statt, den Frieden, die Hoffnung und die Erneuerung des Menschen.
Die Verherrlichung schließlich ist die Vergottung, also die Teilhabe der Seele und des Leibes an der Unsterblichkeit und an der Unvergänglichkeit – die Vollendung des Menschen und seiner Existenz in der Schau der ungeschaffenen Gnade des dreieinigen Gottes zur Vervollkommnung der Liebe.
Die Stufen der Charismen, der Gaben, von denen der Apostel Paulus spricht (1. Kor. 12,28), sind mit diesem geistigen Prozeß verbunden. Es geht dabei nicht um Stufen der Autorität, die durch menschliche Ernennung oder Wahl erlangt werden, sondern um die Frucht der Zusammenarbeit des Gläubigen mit Gott. Alle können Propheten werden und die Verherrlichung erreichen. Die einzigen Autoritäten in der Kirche bilden die Verherrlichten, die Heiligen und nicht die als Beamte Ordinierten! (…)

Im Erlösungsprozeß gibt es keinen Unterschied zwischen Gebildeten und Ungebildeten. Höheres Wissen im Bereich des Geschaffenen verschafft keinerlei Anspruch hinsichtlich des Wissens im Bereich des Ungeschaffenen.
Nach Gregor von Nyssa tauchen dort Irrlehren auf, wo es keine Propheten, also keine Verherrlichten gibt. Die Führer solcher Kirchen versuchen durch Meditation und Kontemplation mit Gott zu sprechen statt durch Erleuchtung in die Verherrlichung einzutreten.
In diesem Zusammenhang ist auch die Bedeutung der Heiligen Schrift und der Seelsorge bzw. der Theologie der Heiligen Synoden und der Kirchenväter zu sehen. Die Theologie der Kirche – und das hat der hl. Gregorios Palamas besonders betont – hat einen therapeutischen Charakter. Alle Worte und Auffassungen, die der Erfahrung der Verherrlichung nicht widersprechen und zur Einigung und Erleuchtung des Herzens, sowie zur Verherrlichung führen, gelten als rechtgläubig. Worte und Lehren aber, die der Verherrlichung widersprechen, mithin wegführen von der Heilung und der Vollkommenheit in Christus, sind ketzerisch.
„Daraus ergibt sich, daß die orthodoxe Lehre gänzlich seelsorgerlich ausgerichtet ist, denn sie bleibt immer auf dem Boden der Heilung, die sowohl den einzelnen als auch die Gemeinschaft betrifft, und auf dem Boden der Vervollkommnung. Theologen müssen in erster Linie, – sagt Prof. Romanidis – Spezialisten für den Teufel sein; denn die Erleuchtung und ganz besonders die Verherrlichung verleihen ihnen die Gnadengabe, die Geister zu unterscheiden, um den Teufel zu überlisten. Das ist ganz besonders dann wichtig, wenn sie sich daran machen, diejenigen in Theologie und Spiritualität zu unterrichten, die daran sind, sich seines Zugriffs zu entziehen“7. 
Prof. Romanidis hat eine sehr interessante Feststellung gemacht: „Gerontologen sind zum Schluß gekommen, daß die Alterung ein Krankheitsprozeß sei, und sie fragen sich, ob auch der Tod als ein solcher Krankheitsprozeß angesehen werden müsse. In diesem Zusammenhang könnten die Verherrlichten und ihre Körperhüllen von Interesse sein; denn Hunderte von ihnen sind über Jahrhunderte hinweg in einem Zustand zwischen Verweslichkeit und Unverweslichkeit erhalten geblieben. Dazu gehört als wohl ältestes Beispiel der Heilige Spiridon auf der Insel Korfu, der als Kirchenvater am Ersten Ökumenischen Konzil im Jahre 325 teilgenommen hat. Im Kiewer Höhlenkloster gibt es weitere 120 derart Verherrlichte“8.
So verbleibt der Hesychasmus das absolute Zentrum der orthodoxen Spiritualität - der Brennpunkt der Einheit aller orthodoxen Völker. Ebenfalls ist der Hesychasmus für die patristisch denkenden Orthodoxen die Voraussetzung zur Teilnahme an den Sakramenten und der kirchlichen Theologie. Aus orthodoxer Sicht, sollte daher jeder interchristliche Dialog den Hesychasmus zum Fundament haben.




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